Mehr Menschen suchen Hilfe von Psychiatern
In Deutschland nehmen immer mehr Menschen die Hilfe von Psychiatern und Psychotherapeuten in Anspruch. Ob dies daran liegt, dass immer mehr Menschen psychisch krank werden, oder ob sich immer mehr Erkrankte öfter behandeln lassen, lässt sich jedoch nicht sagen.
Empirische Zahlen gebe es bislang nicht genug, um diese Frage zu beantworten, hat Professor Wolfgang Gaebel, Präsident der DGPPN, zur Eröffnung des Psychiatriekongresses in Berlin berichtet. Man beobachte jedoch eine erhöhte Inanspruchnahme psychiatrischer Hilfe. So nehme die Häufigkeit von Klinikeinweisungen wegen psychischer Erkrankungen zu.
"Und zwar trotz oder vielleicht gerade wegen der inzwischen kürzeren Verweildauer in Kliniken." Derzeit fehlten Langzeitbeobachtungen, aus denen sich Schlussfolgerungen zur Entwicklung der Inzidenz und Prävalenz ableiten ließen. Ein möglicher Faktor für eine zunehmende Prävalenz könnte jedoch ein heute deutlich belastenderes Arbeitsleben als früher sein.
Studie zur Prävalenz psychischer Erkrankungen
Hinweise auf die Prävalenz von psychischen Erkrankungen in Deutschland gebe eine Befragung von 1998. Aus dem damaligen Survey ergab sich, dass in Deutschland 42 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an einer psychischen Störung erkranken. Umfragen in anderen Ländern kamen auf eine deutlich niedrigere Lebenszeitprävalenz von etwa 27 Prozent, weltweit wird die Lebenszeitprävalenz nach WHO-Daten auf 25 Prozent geschätzt. Gaebel gab jedoch zu bedenken, dass sich die Zahlen nicht direkt vergleichen lassen, da in den Umfragen jeweils andere Methoden verwendet wurden. Nach Daten mehrerer Untersuchungen sei eine Lebenszeitprävalenz von 25 bis 30 Prozent für psychische Störungen realistisch. (mut)