Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis vergeben

Professor Peter Walter aus San Francisco hat den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2012 erhalten. Der Nachwuchspreis ging an die Bremer Pharmazeutin Professor Kathrin Mädler.

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FRANKFURT AM MAIN (eb). Der Zellbiologe und Biochemiker Professor Peter Walter, Abteilung für Biochemie und Biophysik an der University of California in San Francisco hat am 14. März den mit 100.000 Euro dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2012 für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zellbiologie erhalten.

Walter entdeckte im Rahmen seiner Promotion bei Nobelpreisträger Professor Günter Blobel den sogenannten Signal Recognition Particle (SRP), einen Ribonukleoprotein-Komplex, der am Proteintransport in Zellen von Eukaryonten (Mehrzeller) und Bakterien beteiligt ist.

Wie finden Proteine innerhalb der Zelle ihr Ziel?

Proteine entstehen an freien Ribosomen im Cytoplasma durch die Aneinanderreihung von Aminosäuren zu Polypeptidketten. Der SRP heftet sich während der Synthese der Polypeptidketten an das Ribosom und stoppt dadurch die weitere Proteinbildung solange, bis das Ribosom am Endoplasmatischen Retikulum (ER) angekommen ist.

An der Membran des ERs angekommen, löst sich der Signalerkennungspartikel vom Ribosom. Dieses nimmt die Produktion der Polypeptidkette wieder auf, die durch eine Pore in der Membran des ERs in das Innere des verzweigten Kanalsystems gelangt. Hier faltet sich die Polypeptidkette in ihre dreidimensionale Form (Proteinfaltung).

Schwerpunkt weiterer Arbeiten im Labor von Walter waren die Mechanismen der Proteinfaltung sowie der Transport von Proteinen an ihre Zielorte innerhalb von Zellen. Darüber hinaus studierten Walter und seine Mitarbeiter die Schutzmechanismen der Zelle gegen fehlgefaltete Proteine.

Die Fehlfaltung löst mehrere Signale aus (Unfolded Protein Response, UPR), deren Balance zwischen Leben und apoptotischem Tod der Zelle entscheidet. Eine wesentliche Rolle hierbei spielt das Enzym Ire1, das falsch gefaltete Proteine erkennt. Walters Beiträge zum Verständnis der Proteinsynthese im ER sind von großer medizinischer Bedeutung.

Störungen in diesem Prozess führen zu einer Reihe von Krankheiten, darunter Krebs, Diabetes, Zystische Fibrose sowie Gefäßkrankheiten und neurodegenerative Erkrankungen.

Programmierter Zelltod: Ursache von Typ 2-Diabetes

Der mit insgesamt 60 000 Euro dotierte Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2012 geht an die Bremer Pharmazeutin Professor Kathrin Mädler für ihre "innovativen und neuen Ansätze zum Verständnis von apoptotischen Prozessen bei der Entstehung von Typ 2-Diabetes", so die Begründung des Stiftungsrates der Paul Ehrlich-Stiftung.

Die Wissenschaftlerin hat Faktoren untersucht, die zum Verlust der insulinproduzierenden Beta-Zellen des Pankreas führen - die Hauptursache für Typ 2-Diabetes. Dazu gehört ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel, der zum programmierten Zelltod der Beta-Zellen führt. Hieran sind entzündungsfördernde Faktoren, wie das Zytokin Interleukin-1-, beteiligt, die Mädler in menschlichen Beta-Zellen im Diabetes nachweisen konnte.

Darüber hinaus gelang es der Wissenschaftlerin, mit dem entzündungsfördernden Faktor CXCL10 einen prognostischen Marker für die Frühform von Typ 2-Diabetes zu identifizieren.

Eine Blockade dieser Faktoren ist eine neue und vielversprechende Strategie für die Behandlung bei Diabetes. Inhibitoren von Interleukin-1 werden bereits in klinischen Studien für Typ 1- und Typ 2-Diabetes getestet.

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis gehört zu den international renommiertesten Auszeichnungen, die in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der Medizin vergeben werden.

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