Von wegen Pause

Hirn unter Feuer beim Sport

Weit gefehlt, wer denkt, dass das Gehirn beim Sport Pause macht. Im Gegenteil: Es schützt uns vor körperlicher Überforderung.

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Das Hirn "bewegt" sich mit.

Das Hirn "bewegt" sich mit.

© Maridav / iStockphoto

HALLE-WITTENBERG. Ganz gleich ob Leistungs- oder Breitensport: Wer seine Leistung steigern will, muss möglichst abwechslungsreich trainieren, melden Sportwissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg aufgrund eigener neuer Studienergebnisse.

Erstmals wurde dazu mit einer neuen Messmethode der Zusammenhang von zentraler Hirnaktivität und sportlicher Leistung untersucht. Dabei zeigte sich: Auch das Gehirn vollbringt beim Sport Höchstleistungen.

Weit gefehlt, wer denkt, dass das Gehirn beim Sport Pause machen kann. Zwar haben viele Menschen das subjektive Gefühl, beim Joggen oder Radeln den Kopf "abschalten" zu können. Doch auch das Gehirn vollbringt in dieser Zeit Höchstleistungen.

"So schützt es uns vor körperlicher Überforderung", erklärt Dr. Thomas Gronwald in einer Mitteilung der Universität Halle-Wittenberg.

Gronwald: "Die Ergebnisse unserer Studie sind für Leistungs- und Breitensportler gleichermaßen interessant. Mit unseren Ergebnissen können sie ihr Training optimieren und ihr Leistungspotenzial besser ausschöpfen."

Hirnströme unter Belastung gemessen

Neu sind nicht nur die Ergebnisse der Studie, neu sei auch die Vorgehensweise der Wissenschaftler, heißt es in der Mitteilung: Mit einem innovativen Messsystem waren sie in der Lage, Hirnströme von Sportlern während der Belastungssituation zu messen. An der Studie nahmen 16 Probanden teil, unter ihnen Radsportler, Mountainbiker oder Triathleten.

Nach einer sportmedizinischen Eingangsuntersuchung wurden sie einem Leistungstest auf dem Fahrradergometer unterzogen. Im Abstand von je einer Woche mussten sie dabei vier verschiedene Strecken zurücklegen.

Untersucht wurden Belastungskenngrößen wie Dauer, Intensität und Bewegungsfrequenz sowie der Einfluss von Sauerstoffmangel während des Trainings.

Im Verlauf der Studie konnte gezeigt werden, dass die Hirnaktivität während einer Dauerbelastung zunächst ansteigt, unter Ermüdung des Probanden jedoch wieder abfällt.

Gronwald: "Daraus können wir schlussfolgern, dass für eine hohe sportliche Leistung auch eine hohe Hirnaktivität erforderlich ist. Sie ist notwendig, um den Organismus zu kontrollieren."

Auch warum die Hirnaktivität mit Einsetzen von Ermüdungserscheinungen wieder absinkt, lässt sich so erklären: Der Organismus soll vor Überlastung geschützt werden. "Ein ausgeklügeltes System ist das", wird der Sportwissenschaftler in der Mitteilung zitiert.

Zweite Versuchsreihe geplant

Was bedeuten die neuen Forschungsergebnisse nun für Sportler und ihr Training? Sie sollten so variabel wie nur möglich trainieren, schreibt die Universität Halle-Wittenberg. Das heißt: Jogger, die sich steigern möchten, sollten nicht nur regelmäßig 40 Minuten laufen.

Wer besser werden möchte, der sollte seinem Organismus immer neue Reize setzen. Das reine Lauftraining kann durch Hügelläufe, kurze Sprints oder Treppensteigen erweitert werden.

Am Department für Sportwissenschaft wird für das Frühjahr 2013 bereits eine zweite Versuchsreihe geplant. Im Rahmen dieser Tests sollen die Erkenntnisse aus der ersten Untersuchung umgesetzt werden.

Das bedeutet: Die Sportler müssen ein sehr abwechslungsreiches Frequenz-Training absolvieren. Gronwald: "Nach vier Wochen werden wir sehen, ob sie tatsächlich eine Leistungssteigerung erzielen konnten und sich das auch in der Hirnaktivität zeigt."

Publikation: Gronwald, Thomas (2012). Hirnaktivität im Sport - Analyse der zentralnervalen Aktivierung während definierter Ausdauerbelastungen auf dem Fahrradergometer unter Normoxie und Hypoxie, Hamburg, Verlag Dr. Kovac.

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