Baden-Württemberg

Initiative gegen Mobbing in der Schule

Pünktlich zum Schulbeginn startet in Baden-Württemberg an 30 weiterführenden Schulen eine Initiative, um Mobbing vorzubeugen. Das Präventionsprogramm wird von der Uniklinik Heidelberg evaluiert.

Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Die Wirksamkeit eines in Norwegen entwickelten Präventionsprogramms gegen Mobbing an deutschen Schulen wird erstmals bundesweit in einer randomisierten Studie untersucht.

Unter der Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum Heidelberg wird das "Olweus Mobbing-Präventionsprogramm" an 30 Schulen in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis implementiert.

In einem Zeitraum von vier Jahren wird erforscht, ob sich die Mobbing-Rate an deutschen Schulen damit senken lässt, die Effekte stabil bleiben und vor allem, ob sich psychische Probleme und Problemverhalten infolge Mobbings senken lassen, umriss Studienleiter Dr. Michael Kaess die Ziele des Programms.

Die Prävalenzraten seien alarmierend: Ein Viertel bis 50Prozent der Kinder sind nach einer europaweiten Schülerbefragung in 40 Ländern in ihrem Schulleben Mobbing-Opfer beziehungsweise -täter oder sowohl Täter, als auch Opfer.

Deutschland liegt nach Angaben des Heidelberger Kinder - Jugendpsychiaters dabei im oberen Drittel der Mobbing-Erfahrungen.

Hoher Leidensdruck

Der Leidensdruck sei enorm und reiche oft bis ins Erwachsenenalter, sagte der stellvertretende Klinikdirektor Professor Romuald Brunner.

Auf der Opferseite seien Ängste, somatische Störungen, schlechtere Schulleistungen, erhöhte Fehlzeiten die Folge bis hin zu schweren psychischen Störungen wie Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und Selbstmordgedanken oder -versuche.

Von diesen Folgen sei nach ersten eigenen Erhebungen jedes dritte Mobbing-Opfer betroffen.

Das "Olweus Bullying Prevention Program" wurde in den 70er Jahren von dem norwegischen Psychiater Professor Dan Olweus entwickelt und in Norwegen, Schweden, Island und den USA erfolgreich eingesetzt, wie sein Mitarbeiter Reidar Thyholdt aus Norwegen in Heidelberg berichtete.

Die Implementierungsphase des Programms in Heidelberg und Umgebung als deutsches Pilotprojekt ist auf 18 Monate ausgerichtet.

Ziel ist es, an den teilnehmenden Schulen Anti-Mobbing-Strategien zu etablieren und Empfehlungen für andere Schulen zunächst in Baden-Württemberg und dann deutschlandweit zu erarbeiten.

Das Projekt wird von der Baden-Württemberg-Stiftung innerhalb des Aktionsprogramms "psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg" mit 460.000 Euro gefördert. (bd)

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen