Nervenzellen

Arbeiten ohne Umwege

Veröffentlicht:

HEIDELBERG/MANNHEIM. Bestimmte Nervenzellen nehmen bei der Informationsübertragung eine Abkürzung: Die Reizweiterleitung erfolgt nicht über das Zentrum der Zelle, sondern die Signale fließen wie auf einer Umgehungsstraße daran vorbei.

Die bisher unbekannte Nervenzellgestalt wird nun im Fachjournal "Neuron" von einem Forscherteam aus Heidelberg, Mannheim und Bonn vorgestellt (Neuron, 83, 1418-1430).

Nervenzellen kommunizieren miteinander über elektrische Signale. Dafür nehmen sie über die Dendriten Signale anderer Nervenzellen auf und leiten sie entlang des Axon an andere Nervenzellen weiter. Axon und Dendriten sind gewöhnlich über den Zellkörper des Neurons verbunden.

Ein Team aus Forschern am Bernstein Zentrum Heidelberg-Mannheim, der Uni Heidelberg und der Uni Bonn wies nun Neurone nach, bei denen das Axon direkt an einem der vielen Dendriten entsteht. Dadurch wird die Signalweiterleitung innerhalb der Nervenzelle erleichtert, teilt das Bernstein Zentrum Heidelberg-Mannheim mit.

"Signale, die an diesem Dendriten ankommen, müssen nicht erst über den Zellkörper geleitet werden", erklärt Christian Thome vom Bernstein Zentrum Heidelberg-Mannheim und der Uni Heidelberg, einer der beiden Erstautoren der Studie. Für die Untersuchung färbten die Wissenschaftler zunächst gezielt die Ursprungsorte der Axone von sogenannten Pyramidenzellen im Hippocampus an.

Dieser Hirnbereich ist insbesondere an der Gedächtnisspeicherung beteiligt. Der überraschende Befund: "Wir beobachteten, dass bei gut der Hälfte der Zellen das Axon nicht am Zellkörper entsprang, sondern an einem der unteren Dendriten", so Thome.Die Forscher untersuchten in Folge die Wirkung von Signalen, die an diesem Dendriten empfangen werden.

Dazu injizierten sie eine bestimmte Form des neuronalen Botenstoffes Glutamat ins Hirngewebe von Mäusen, die durch Lichtpulse aktiviert werden kann. Ein hochauflösendes Mikroskop ermöglichte den Neurowissenschaftlern, den Lichtstrahl gezielt auf einen bestimmten Dendriten zu richten. Durch die darauffolgende Aktivierung des Botenstoffes simulierten sie so ein erregendes Eingangssignal. (eb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen