Immer vergesslicher

Schlaganfallgefahr steigt

Wird über zunehmende Vergesslichkeit geklagt, kann sich ein Blick auf die Gefäße lohnen. Einer niederländischen Studie zufolge ist das Schlaganfallrisiko dieser Patienten erhöht.

Veröffentlicht:

ROTTERDAM. Etwa elf Prozent der über 65-Jährigen klagen über Gedächtnislücken, unter den über 85-Jährigen sind es 88 Prozent. Schon früher konnte gezeigt werden, dass kognitive Störungen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einhergehen.

Anhand der Daten von 9152 Teilnehmern der populationsbasierten Rotterdam Study suchten Ayesha Sajjad und Kollegen vom Erasmus University Medical Center in Rotterdam jetzt nach entsprechenden Zusammenhängen (Stroke 2014, online 11. Dezember).

Die Probanden waren von 1990 bis 1993 oder 2000 bis 2001 zu subjektiv wahrgenommenen Gedächtnisproblemen befragt worden und hatten sich zudem einem Mini-Mental-Status-Test (MMST) unterzogen. Alle Schlaganfälle bis zum Jahr 2012 wurden in die Analyse einbezogen.

17 Prozent der im Durchschnitt 67-jährigen Probanden gaben Probleme mit dem Erinnerungsvermögen zu Protokoll. Insgesamt zählten die Studienautoren in 111.593 Personenjahren 1134 Schlaganfälle, davon 663 ischämische und 99 hämorrhagische.

Schlaganfallrisiko abhängig vom Bildungsniveau?

In der adjustierten Analyse, in der unter anderem BMI, Blutdruck, Diabetes berücksichtigt wurden, ergab sich für Teilnehmer mit subjektiv empfundenen Gedächtnisstörungen ein um 20 Prozent erhöhtes Schlaganfallrisiko.

Dabei zeigte sich eine Abhängigkeit vom Bildungsniveau: So stieg das Risiko bei Personen mit Gedächtnisstörungen und niedrigem Bildungsstand gegenüber Personen ohne Erinnerungslücken um neun Prozent, bei mittlerem Bildungsstand um 17 Prozent und bei Hochschulabsolventen um 39 Prozent. Kein Zusammenhang ließ sich zwischen Schlaganfallrisiko und auffälligem MMST erkennen.

Sajjad und Kollegen gehen davon aus, dass vor allem Menschen mit höherem Bildungsniveau gewisse Defizite so gut kompensieren können, dass sie bei üblichen kognitiven Tests zunächst nicht auffallen. So könnten sich Gefäßveränderungen, die letztlich zum Schlaganfall führen, noch eine ganze Weile unbemerkt fortsetzen.

Andererseits nimmt diese Personengruppe Veränderungen ihrer kognitiven Fähigkeiten möglicherweise früher wahr als weniger gebildete Menschen, so Sajjad und Kollegen. Dies könne man nutzen, um insbesondere bei diesen Patienten mikrovaskuläre Veränderungen im Gehirn durch subjektiv berichtete Gedächtnisstörungen besser und früher zu erkennen als im MMST. (St)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Wertvoller Instinkt

Mehr zum Thema

Keine verfassungsrechtlichen Bedenken

Cannabis-Gesetz unterschrieben – Freigabe am 1. April

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen