Gehirnerschütterung bei Kindern

Mit Schwindel dauert die Genesung länger

Viele Kinder und Jugendliche leiden nach einer Gehirnerschütterung an Schwindel. Das kann einer neuen Studie zufolge ein Hinweis darauf sein, dass sich die Genesung bei ihnen länger hinziehen wird als bei Patienten ohne diese Symptome.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Kinder mit vestibulären Störungen nach einer Gehirnerschütterung brauchen länger, bis kognitive Beeinträchtigungen überwunden sind.

Kinder mit vestibulären Störungen nach einer Gehirnerschütterung brauchen länger, bis kognitive Beeinträchtigungen überwunden sind.

© Henry Czauderna / fotolia.com

PHILADELPHIA. Im Rahmen von Sportunfällen sind Gehirnerschütterungen bei Kindern und Jugendlichen keine Seltenheit. Den Genesungsverlauf von pädiatrischen Patienten, die danach an vestibulären Störungen leiden, haben Daniel Corwin vom Children's Hospital of Philadelphia und Kollegen untersucht (JPEDS 2015; online 6. März).

In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 247 Patienten zwischen 5 und 18 Jahren, die in der sportmedizinischen Abteilung der Klinik mit weniger schweren Verletzungen versorgt worden waren, analysiert.

Die meisten hatten sich die Gehirnerschütterung beim Sport zugezogen, einige bei Unfällen im Straßenverkehr, auf dem Spielplatz oder durch einen Sturz.

Bei der klinischen Eingangsuntersuchung wurde das Vorliegen einer vestibulären Dysfunktion, die sich entweder in Form vestibulookulärer Reflexstörungen oder als Auffälligkeiten beim Tandem-Gang zeigte, mit einer modifizierten Version des "Vestibular/Ocular Motor Screening Assessments" überprüft.

Es dauert länger bis zur Symptomfreiheit

Während die Quote der Kinder und Jugendlichen mit vestibulärer Dysfunktion bei Routineuntersuchungen unter 0,5 Prozent liegt, ergaben sich bei 81 Prozent der Patienten mit Gehirnerschütterung im Rahmen der Eingangsuntersuchung solche Auffälligkeiten.

Die Störungen beeinflussten verschiedenste schulische Bereiche und so brauchten die Patienten signifikant länger, bis sie die Schule wieder besuchen konnten (durchschnittlich 59 versus 6 Tage) oder vollständige Symptomfreiheit wiedererlangt hatten (106 versus 29 Tage bei Kindern ohne vestibuläre Störungen nach dem Trauma).

Auch bei den neurokognitiven Tests (Immediate Postconcussion Assessment and Cognitive Testing, ImPACT) schnitten Patienten mit vestibulären Symptomen initial schlechter ab und brauchten auch länger, bis ihre kognitiven Beeinträchtigungen überwunden waren.

36 Prozent der Patienten waren schon zuvor mindestens einmal wegen einer Gehirnerschütterung behandelt worden. 13 dieser Patienten hatten einen solchen Unfall schon zum dritten Mal oder gar noch häufiger erlitten.

Bei jedem von ihnen waren bei der ersten Untersuchung vestibuläre Defizite erkennbar. Um sich vollständig zu erholen, brauchten sie offenbar länger als weniger oft traumatisierte Patienten. Allerdings wurde bei diesen Unterschieden keine Signifikanz erreicht.

Um vestibuläre Störungen nach einer Gehirnerschütterung schneller in den Griff zu bekommen, so Corwin und Kollegen, sollte in weiteren Studien die Wirksamkeit geeigneter Therapien auch für Kinder und Jugendliche untersucht werden.

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