Das MRT zeigt es

Tatsächlich Simulation oder Konversionsstörung?

Forschern ist es gelungen, mit MRT Unterschiede zwischen Patienten mit konversionsbedingten Lähmungen und simulierenden Gesunden sichtbar zu machen.

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ALLENSBACH. Körperliche Erkrankungen haben, zusätzlich zu den organischen, in aller Regel auch eine psychische Komponente, die einen erheblichen Teil der subjektiven Beschwerden ausmachen kann.

Die psychische Komponente kann manchmal auch überwiegen, und körperliche Beschwerden und Beeinträchtigungen können sogar ohne hinreichende organische Ursache auftreten. Dies trifft insbesondere für die Konversionsstörung zu, teilt das Lurija Institut für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung mit.

Hierbei handelt es sich um sich oft sehr dramatisch darstellende Symptome oder Ausfälle, die unter anderem willkürliche motorische oder sensorische Funktionen betreffen (etwa Lähmung der Arme oder Beine, Blindheit oder Krampfanfälle).

Diese pseudoneurologischen Symptome können auch bei psychisch nicht erkennbar beeinträchtigten Menschen auftreten und gehen oft mit psychischen Konflikten oder psychosozialen Belastungsfaktoren einher, heißt es in der Mitteilung.

Unterscheidung zwischen (unbewusster) Simulation und Lähmung oft schwierig

Im klinischen Alltag bereiten Konversionssymptome oft Schwierigkeiten, besonders im Rahmen von Begutachtungen: Die Symptome lassen zunächst auf das Vorliegen einer neurologischen Erkrankung (etwa einen Schlaganfall) schließen; diese kann jedoch auf der Grundlage der medizinischen Befunde nicht oder zumindest nicht ausreichend belegt werden.

Daraufhin entsteht oft die Vermutung, es könnte sich bei den körperlich nicht hinreichend erklärbaren Gesundheitsstörungen um nichts anderes als um Simulation handeln – was oft über lange Zeit den Blick auf die richtige Diagnose verstellt und eine notwendige und erfolgversprechende Behandlung verhindert, so das Institut.

Ärzten und Wissenschaftlern aus den Kliniken Schmieder sei zusammen mit Kollegen der Universitätskliniken Marburg und Magdeburg ein Durchbruch beim Verständnis dieser schwer greifbaren Erkrankung gelungen (Neuroimage Clinical 2016; 11: 719-727). Mittels modernster Kernspintomographischer Verfahren wurden Patienten mit konversionsbedingten Lähmungen und gesunde Individuen, die eine Lähmung simulierten, untersucht.

Aktivität in unterschiedlichen Gehirnregionen

Dabei konnten hemmende Netzwerke für motorische Kontrolle in beiden Gruppen dargestellt werden. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Konversionspatienten und gesunde Simulanten Aktivierungen in ähnlichen jedoch nicht in denselben Regionen des Frontalhirns zeigten.

Aus der Kenntnis unterschiedlicher neuronaler Korrelate für Simulanten und Konversionspatienten lassen sich Ansatzpunkte für die Diagnostik und Therapie ableiten: So könnten diese Befunde genutzt werden, um bei Begutachtungen Konversionspatienten von Simulanten zu unterscheiden und endsprechende Therapieverfahren einzuleiten.

Während der Therapie selbst könnten objektive neurophysiologische Messwerte helfen, den Therapieverlauf zu beurteilen und gegebenenfalls die Therapie anzupassen. (eb)

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