Vernachlässigung

Rumänische Waisen leiden auch noch als Erwachsene

Veröffentlicht:

LONDON. Werden Kinder in jungen Jahren stark vernachlässigt, leiden sie auch als Erwachsene noch unter den psychischen Folgen. Das hat die "English and Romanian Adoptees Study" ergeben, die 1990 nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien gestartet worden war. Teilnehmer sind 165 von englischen Familien adoptierte Kinder. Diese hatten dort in Heimen gelebt, mit schlechter Hygiene, kaum Fürsorge und wenig zu essen. Nach der Adoption lebten sie in Großbritannien in stabilen Familien. Diese Gruppe wurde mit 52 Kindern verglichen, die innerhalb von Großbritannien adoptiert worden waren.

Mit Fragebögen, Gesprächen und IQ-Tests analysierten die Forscher um Professor Edmund Sonuga-Barke vom King's College in London soziale, emotionale und kognitive Probleme der Probanden. Im Alter von 22 bis 25 Jahren absolvierten noch drei Viertel von ihnen die Tests (Lancet 2017; online 22. Februar).

Ergebnis: Die psychische Gesundheit hing von der Dauer des Heimaufenthalts ab. Nur Kinder mit Aufenthalten ab sechs Monate hatten als Erwachsene Probleme. Dazu gehörten autistische Züge, Schwierigkeiten im sozialen Umgang und Aufmerksamkeitsprobleme. Auch die Entwicklung war verzögert: Der IQ lag im Schnitt unter 80, normalisierte sich jedoch im frühen Erwachsenenalter. Allerdings: Jedes fünfte Kind dieser Gruppe hatte keinerlei psychische Probleme. Hier wollen die Forscher anknüpfen und jetzt mögliche genetische und epigenetische Schutzfaktoren untersuchen. (eis)

Mehr zum Thema

Kommentar zum Transparenz- und Cannabis-Gesetz

Nach der Reform ist vor dem Vollzugsdefizit

Keine verfassungsrechtlichen Bedenken

Cannabis-Gesetz unterschrieben – Freigabe am 1. April

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System