Risiko für Anfälle

Patienten mit Epilepsie sind wetterfühlig

Bei niedrigem Luftdruck und hoher Luftfeuchtigkeit steigt das Risiko für Epilepsie-Anfälle, bei sommerlichen Temperaturen dagegen sinkt es.

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JENA. Epilepsie-Patienten haben schon lange den Eindruck, dass ihr Risiko für Anfälle mit dem Wetter schwankt. Wissenschaftliche Belege gab es dafür aber bisher nicht. Neurologen des Universitätsklinikums Jena (UKJ) haben das Phänomen jetzt in einer retrospektiven Studie mit mehr als 600 Epilepsiepatienten untersucht (Epilepsia 2017; online 8. Mai).

"Das Ergebnis überraschte uns in seiner Deutlichkeit – das Risiko für einen epileptischen Anfall steigt mit fallendem Luftdruck", wird Professor Matthias Schwab vom UKJ in einer Mitteilung des Uniklinikums zitiert. Besonders empfindlich auf niedrigen Luftdruck scheinen Patienten mit einer leichten Form von Epilepsie zu reagieren: Bei Patienten, die vor ihrer Klinikeinweisung mit nur einem Epilepsiemedikament behandelt wurde, war der Zusammenhang weitaus deutlicher als bei Patienten, die mit zwei oder mehr Medikamenten therapiert wurden.

Auch für die Luftfeuchtigkeit ergab sich ein Zusammenhang: Den Studienergebnissen zufolge steigt das Risiko eines epileptischen Anfalls mit steigender relativer Luftfeuchtigkeit. Bei männlichen und Patienten unter 60 Jahren war der Effekt besonders ausgeprägt. "Allerdings scheint der Einfluss der Luftfeuchtigkeit langsamer als der des Luftdrucks zu sein. Er zeigte sich erst am dritten Tag", so Studienautor Dr. Florian Rakers. "Möglicherweise spielen Infekte hier eine entscheidende Rolle."

Bei Betrachtung der Tagestemperaturen war das Anfallsrisiko bei Temperaturen über 20°C nur etwa halb so groß wie an kalten Tagen. "Unsere Studie bestätigt den von Patienten beobachteten Zusammenhang von Wettergeschehen und epileptischen Anfällen", betont Rakers. "Bevor jedoch klinische Empfehlungen daraus abgeleitet werden können, sind weitere Untersuchungen notwendig, in anderen Klimabereichen und vor allem unter Einbeziehung des ambulanten Bereiches."

Für die Studie wurden nur diejenigen Fälle mit spontanem akuten Anfallsgeschehen berücksichtigt, für die die Patienten oder die Angehörigen die Zeit des Anfalls genau angeben konnten. Die Neurologen bewerteten und klassifizierten die mehr als 600 Studienfälle anhand aller zur Verfügung stehenden Unterlagen erneut. Die Medizinstatistiker setzten diese Angaben dann in Bezug zum Wetter an den drei Tagen vor dem epileptischen Anfall. Die detaillierten Wetterdaten hierfür lieferte die Klimastation an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena.(eb)

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