Nach Aufklärungsprojekt wird Depression ernster genommen

MÜNCHEN (sto). Depression als Krankheit werde von der Nürnberger Bevölkerung nach dem Projekt Nürnberger Bündnis gegen Depression ernster genommen. Das sagte Professor Ulrich Hegerl, der als Leiter des Bündnisses kürzlich den Hermann-Simon-Preis entgegengenommen hat (wir berichteten).

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Zudem habe sich die Behandlung der Patienten verbessert, so Hegerl von der Psychiatrischen Uniklinik München bei der Verleihung des vom Unternehmen Lundbeck gestifteten Preises. Während der Laufzeit des Nürnberger Bündnisses gegen Depression hat sich die Zahl der Suizide und Suizidversuche im Stadtgebiet deutlich verringert.

Ob das allein auf die Aufklärungskampagnen in den Jahren 2001 und 2002 zurückzuführen ist, läßt sich nach Angaben von Hegerl allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Denn über einen längeren Zeitraum betrachtet, schwanken Suizidraten zum Teil erheblich. Gleichwohl sei es dem Bündnis mit seinen Aufklärungskampagnen gelungen, die Aufmerksamkeit für die Erkrankung zu stärken.

Im Jahr 2000, vor Beginn der Öffentlichkeitsarbeit, wurden in Nürnberg 620 Suizide und Suizidversuche registriert. Diese Zahl sank um 24 Prozent auf 471 im zweiten Jahr der Aufklärungsaktion, sagte Hegerl. In der Stadt Würzburg, die als Kontrollregion ausgewählt worden war, wurde im gleichen Zeitraum ein leichter Anstieg suizidaler Handlungen um knapp acht Prozent registriert.

Aber: In Nürnberg sank vor allem die Zahl der Suizidversuche. Die Zahl der Suizide nahm nur im ersten Jahr der Aktion deutlich ab: Im Jahr 2000 nahmen sich 100 Menschen das Leben, 2001 starben 75 Menschen durch Suizid, und 2002 waren es 89. Die häufigsten Suizid-Methoden seien Erschießen, Erhängen, Erdrosseln, Ertrinken, Überrollen und Sprung aus der Höhe, so Hegerl. Auf diese Methoden entfallen drei Viertel aller Suizide. Bei den Suizidversuchen steht die Überdosierung von Medikamenten mit Abstand an der Spitze.

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