Bei leichten Depressionen wird oft Johanniskraut bevorzugt

MÜNCHEN (sto). Die Wirksamkeit von Johanniskraut bei der Behandlung von Patienten mit leichter bis mittelschwerer Depression ist nach Angaben von Professor Hans-Jürgen Möller von der Psychiatrischen Universitätsklinik in München durch viele Studien belegt.

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Leichte depressive Episoden seien ein unbestrittenes Anwendungsgebiet für Johanniskraut. Für mittelschwere Depressionen gebe es allerdings nur für einige Extrakte, wie für den Lichtwer-Extrakt LI 160 (Jarsin®), aussagekräftige Studien, sagte Möller.

Diese Studien hatten eine Überlegenheit von LI 160 gegen Placebo belegt sowie eine ähnliche Wirksamkeit wie synthetische Antidepressiva bei leichten Depressionen, sagte Möller bei einer Veranstaltung des Unternehmens Lichtwer.

Johanniskraut werde von den Patienten auch wegen seiner guten Verträglichkeit akzeptiert, erinnerte Möller auf der Veranstaltung des Unternehmens in München.

Im Vergleich zu den modernen synthetischen Psychopharmaka sei Johanniskraut zudem preisgünstig. Diese Vorteile könnten jedoch durch die neuen Arzneimittelrichtlinien verloren gehen, da das Johanniskraut-Präparat nur bei mittelschweren Depressionen auf Kassenrezept verordnet werden kann, die synthetischen Substanzen aber auch bei leichten Depressionen von den Kassen bezahlt werden.

Es bestehe deshalb die Gefahr, daß viele Patienten mit einer leichten Depression zu Beginn der Krankheit nicht mehr adäquat behandelt wer-den, sagte Möller. Denn in dieser Phase der Erkrankung hätten Patienten Vorbehalte gegen synthetische Psychopharmaka.

Er habe zudem die Sorge, daß die Empfehlung, ein Johanniskraut-Präparat aus eigener Tasche zu bezahlen, dazu führt, daß Präparate aus dem Supermarkt mit ungenügenden Wirkstoffmengen gekauft werden. Er hoffe sehr, daß dieser Fehler der Gesundheitsreform bald behoben werde, sagte Möller.

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