Meta-Analyse belegt gute Wirksamkeit von Johanniskraut

BERLIN (ner). Johanniskraut und synthetische Antidepressiva haben nach den Ergebnissen einer jetzt publizierten Meta-Analyse eine ähnlich gute Wirksamkeit bei Depressionen. Bei leichten und mittelschweren Depressionen schnitt die Phytotherapie sogar besser ab.

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Die Pharmakologin Claudia Röder von der Humboldt Universität Berlin und ihre Kollegen haben für ihre Meta-Analyse ausschließlich randomisierte und doppelt verblindete Studien verwendet, in denen Johanniskrautextrakte als Monopräparate gegen Placebo oder gegen synthetische Vergleichspräparate getestet worden sind. Insgesamt entsprachen 30 Studien den Qualitätsanforderungen (Fortschr Neurol Psychiat 72, 2004, 330).

Im Schnitt sprachen in den Studien mit insgesamt 2100 Patienten 53 Prozent auf eine Therapie mit Johanniskraut an, 33 Prozent waren es mit Placebo - ein signifikanter Unterschied. Die Verträglichkeit von Johanniskraut lag auf Placebo-Niveau.

Bei 2200 Patienten mit leichten und mittelschweren Depressionen betrug die Ansprechrate unter Johanniskraut knapp 60 Prozent, unter synthetischen Antidepressiva 53 Prozent, ein signifikanter Unterschied. Allerdings gab es keinen wesentlichen Unterschied mehr, wenn nur die modernen synthetischen Antidepressiva betrachtet wurden.

Auch bei schweren Depressionen (1100 Patienten) waren synthetische Antidepressiva nicht signifikant überlegen.

Einschränkend weisen Röder und ihre Mitarbeiter auf die hochsignifikanten Heterogenitäten der Studienergebnisse hin. Ursache dafür seien etwa der Einschluß von Patienten mit Depressionen verschiedener Schweregrade oder unterschiedliche Dosierungen der Studienmedikation.

So wurde das synthetische Vergleichspräparat fast immer unterhalb der Hersteller-Empfehlungen dosiert. Dies sei bei leichten und mittelschweren Depressionen zwar gängige Praxis, so Röder. Doch gebe es für die niedrigen Dosierungen synthetischer Antidepressiva oft keinen Wirknachweis.

Auch seien in den Placebo-Gruppen zweier Untersuchungen nur geringe oder gar keine Effekte gemessen worden. Normalerweise beobachtet man bei depressiven Patienten sehr ausgeprägte Placebo-Wirkungen. Röder fordert daher eine Anhebung der Studienqualität in der Johanniskraut-Forschung.

Angesichts der niedrigen Rate unerwünschter Wirkungen empfehlen die Berliner Pharmakologen Johanniskrautextrakte vor allem bei leichten Depressionen, da dann mit vergleichsweise weniger Therapieabbrüchen zu rechnen sei.

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