Deutsche Studie

Depressionen infolge lästigen Lärms?

Die Unimedizin Mainz hat eine neue Studie zur Fluglärmbelästigung veröffentlicht.

Veröffentlicht:

MAINZ. Die Analyse der Daten einer repräsentativen Stichprobe von zirka 15.000 Personen aus den Kreisen Mainz und Mainz-Bingen zwischen 35 und 74 Jahren hat ergeben: Mit steigender Lärmbelästigung steigt die Häufigkeit von Depressionen und Angst (PLOS one 2016, online 19. Mai).

Verglichen mit anderen Lärmquellen wie Straßen-, Schienen- oder Nachbarschaftslärm stehe dabei die Belästigung durch Fluglärm im Vordergrund und betreffe immerhin 60 Prozent der Bevölkerung, teilt die Universitätsmedizin Mainz zur Veröffentlichung der Studie mit.

Doppelt so häufig

"Bei extremer Lärmbelästigung sind Depression und Angst immerhin doppelt so häufig wie bei geringer Lärmbelästigung. Dabei haben wir mögliche Störgrößen wie Alter, Geschlecht und sozialen Status kontrolliert", wird Studienleiter Univ.-Prof. Manfred Beutel von der Klinik für Psychosomatische Medizin zitiert.

"Teilnehmer schätzten im Rahmen der Gutenberg Gesundheitsstudie ein, wie stark sie in den letzten Jahren durch Straßen-, Schienen-, Bau- und Gewerbe-, Nachbarschaftslärm im Haus und außer Haus, sowie Fluglärm belästigt wurden, und zwar bei Tage und beim Schlafen. Depression und Angst wurden mit international gebräuchlichen, standardisierten Fragebögen erfasst.

Vergleichbar anderen großangelegten Studien erfüllten immerhin 7,2 Prozent der Teilnehmer die Kriterien für eine depressive und 3,4 Prozent die für eine Angststörung. Insgesamt waren 27,8 Prozent der Teilnehmer, also mehr als jeder vierte in der Region, stark oder extrem durch Lärm belastet.

Bei den extrem belästigten Teilnehmern stand Fluglärm mit 62 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Straßenverkehr mit 18 Prozent, Nachbarschaftslärm draußen mit 12 Prozent, Bau- und Gewerbelärm und Nachbarschaftslärm im Haus mit je 8 Prozent sowie Bahnlärm mit 7 Prozent.

Dies decke sich mit den Ergebnissen früherer und auch aktueller Studien, dass Fluglärm verhältnismäßig stark belästigend erlebt wird, gefolgt von Straßen und Schienenlärm, heißt es in der Mitteilung.

Führt Lärm zu Depression oder macht Depression empfindlicher?

Einschränkend weisen die Studienleiter darauf hin, dass Lärmbelästigung gemessen wurde und nicht der physikalische Lärm. Da es sich um eine Querschnittsstudie handele, könnten jedoch keine Aussagen über Ursache-Wirkungszusammenhänge getroffen werden.

"Denkbar ist," kommentiert Beutel, dass Lärmbelästigung Stress hervorruft, der zu Depression und Angst führt. Es ist aber auch möglich, dass Depression und Angst zu erhöhter Lärmempfindlichkeit führen beziehungsweise dass eine starke Lärmbelästigung eine psychische Erkrankung verschlimmert." (eb)

Mehr zum Thema

Unlauterer Wettbewerb

Demenz-Vorsorge mit Hörgerät? Wettbewerbszentrale mahnt ab

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“