Bei Binge-Eating hilft Psychotherapie

Patienten mit Essanfällen absolvierten eine Kognitive Verhaltenstherapie oder eine Interpersonelle Psychotherapie in zwanzig Gruppensitzungen. Nach viereinhalb Jahren zeigte sich: Bei zwei Drittel hatte die Symptombesserung angehalten, sie lebten psychosozial angepasst.

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Eine Frau nachts am Kühlschrank: Die Binge-Eating-Störung ist durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet.

Eine Frau nachts am Kühlschrank: Die Binge-Eating-Störung ist durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet.

© Christian Schwier / fotolia.com

LEIPZIG (eb). Die Kognitive Verhaltenstherapie und die Interpersonelle Psychotherapie wirken bei der Binge- Eating-Störung (BES) auch langfristig.

Das hat eine randomisiert-kontrollierte Studie ergeben; Leiterin war Professor Anja Hilber vom Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig.

Die Ergebnisse ihrer Studie sind im British Journal of Psychiatry online am 26. Januar veröffentlicht worden.

Wiederkehrende Essanfälle

Die Binge-Eating-Störung ist durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnet, die im Unterschied zur Bulimia nervosa nicht von kompensatorischen Maßnahmen zur Gewichtskontrolle begleitet werden, wie zum Beispiel selbst herbeigeführtem Erbrechen.

Hilbert und ihr Team haben in der Studie 90 von 162 Patienten, die ambulant in Gruppen entweder an einer Kognitiven Verhaltenstherapie oder einer Interpersonellen Psychotherapie teilnahmen, nach vier Jahren und sieben Monaten erneut untersucht.

Insgesamt 64,4 Prozent der Teilnehmer waren langfristig remittiert und hatten eine signifikant und dauerhaft verbesserte Psychopathologie und psychosoziale Anpassung. Das Körpergewicht war bei ihnen langfristig stabilisiert, berichten die Autoren.

Da Essanfälle zu einem Gewichtsanstieg führen können, sind die Psychotherapien auch eine wirksame Vorbeugungsmaßnahme gegen Adipositas.

Symptome mit Kognitiver oder Interpersonelle Verhaltenstherapie verbessern

Die Studie, die in New Haven und San Diego in den USA stattfand, belegte somit, dass die ambulante Kognitive Verhaltenstherapie sowie die Interpersonelle Psychotherapie im Gruppensetting über 20 Sitzungen hinweg die Symptome bei der Binge-Eating-Störung auch langfristig verbessern.

"Vorgängerstudien zeigten zwar die Wirksamkeit beider Therapieansätze bei der Binge-Eating-Störung über zwei Jahre, nicht aber über einen längeren Zeitraum", wird Hilbert in einer Mitteilung der Universität Leipzig zitiert. "Dass die KVT und die IPT auch nach über vier Jahren noch wirksam sind, konnte durch unsere Studienergebnisse belegt werden."

Die Kognitive Verhaltenstherapie zeichnet sich durch ein direkt auf die Essstörungssymptome konzentriertes Vorgehen aus, bei dem die Patienten ein gesundes Essverhalten und eine größere Selbst- und Körperakzeptanz erlangen sollen.

Die Interpersonelle Psychotherapie fokussiert hingegen auf die zwischenmenschlichen Probleme, in deren Kontext die Essstörung auftritt, und behandelt auf diese Art und Weise auch die Essanfälle.

Interpersonelle Psychotherapie stärker nutzen

Im Nachbeobachtungszeitraum von über vier Jahren verschlechterten sich nach einer Kognitiven Verhaltenstherapie die Essstörungssymptome jedoch tendenziell, während sie sich nach der Interpersonellen Psychotherapie eher verbesserten.

Beide Therapien waren aber insgesamt gleichermaßen effektiv. Nach Behandlungsende bessern sich die Essstörungen durch die Interpersonelle Psychotherapie mit einem Aufholeffekt.

Bisher gilt die Kognitive Verhaltenstherapie als Standardverfahren für die Behandlung bei Binge Eating. Die Ergebnisse ermutigten dazu, auch die Interpersonelle Psychotherapie stärker zu nutzen, so die Expertin für Verhaltensmedizin.

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