Orthorexie

Eine neue Form von Essstörungen

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BOCHUM. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) macht auf eine neue Form von Essstörungen aufmerksam: Für Menschen mit "Orthorexia nervosa" ist die Zusammensetzung der Ernährung das Wichtigste. Es geht Ihnen nicht um die Menge, sondern um die Qualität des Essens, berichtet die DGE in einer Mitteilung.

Betroffene sind vom gesunden Essen besessen. Sie fühlen sich Pommes- oder Fertigpizza-Essern überlegen. Sie verzehren stattdessen Dinkelstangen aus dem Reformhaus, verachten Zusatzstoffe oder Fleisch ohne Bio-Siegel.

Die "richtige" Ernährung soll in ihren Augen Krankheiten vorbeugen. Man schätzt, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung von der Orthorexie betroffen sind.

In Medizin-Lehrbüchern finde man bisher den Begriff "Orthorexie" kaum, so die DGE. Von Psychosomatikern oder Chefs von Fachkliniken für Essstörungen werde die Orthorexie nicht als Krankheit angesehen. Sie gehöre auch nicht in eine Reihe mit anderen Essstörungen wie Anorexia nervosa.

Betroffene würden unter der Orthorexie meist nicht leiden, im Unterschied zu anderen Zwangsstörungen. Freilich können sich manche Betroffene in ihrem Leben vom zwanghaften Essverhalten eingeengt fühlen.

Nicht selten kann auch eine zwanghafte Panik vor "schädlichen Lebensmitteln" auftreten. Dann besteht die Gefahr, in eine therapiebedürftige Angststörung abzugleiten.

Nach Ansicht von Psychologen entwickeln Kinder Essstörungen, wenn die Eltern die Ernährung genauestens überwachen. Besonders problematisch werde es, wenn moralische Kategorien wie Gut oder Böse auf die Lebensmittel angewendet würden. Damit werde die Ernährung zur "Ersatzreligion" erhoben.

Den Begriff Orthorexie (griech. orthós = richtig, órexis = Appetit) hatte der US-Arzt Dr. Steven Bratman 1997 kreiert. Er hatte an sich selbst und an Patienten viele Jahre verschiedene Diäten ausprobiert und dann - auch bei sich selbst - einen krankhaften Umgang mit Essen festgestellt. (eb)

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