Mangelernährung

Probandinnen mit Magersucht gesucht

Inwiefern Mangelernährung die Verarbeitung von Gefühlen verändert, soll jetzt eine Heidelberger Studie klären.

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HEIDELBERG. Wer unter Magersucht leidet, erlebt oftmals insbesondere negative Gefühle weniger intensiv.

Ob dies mit einer Unterversorgung des Gehirns mit bestimmten, essentiellen Nahrungsbestandteilen zusammenhängt, untersuchen Wissenschaftler der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Heidelberg im Rahmen einer Studie.

Dazu suchen sie noch Teilnehmerinnen zwischen 18 und 45 Jahren, die unter Magersucht leiden.

Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine schwere Essstörung, die mit anhaltenden psychischen Beschwerden einhergeht. Betroffene schränken ihre Nahrungszufuhr extrem ein, was zur lebensgefährlichen Abmagerung führen kann.

Die Mangelernährung führt wahrscheinlich zu einer veränderten Verarbeitung von Gefühlen im Gehirn, wie Dr. Timo Brockmeyer und Professor Dr. Hans-Christoph Friederich aus Heidelberg bereits in vorangegangenen Studien zeigen konnten.

"Wir vermuten, dass ein Mangel an der essentiellen Aminosäure Tryptophan eine entscheidende Rolle dabei spielt, dass insbesondere negative Gefühle nur gedämpft wahrgenommen werden", wird Brockmeyer in einer Mitteilung der Universitätsklinik zitiert.

Tryptophan, ein Bestandteil von Eiweißen, wird über die Nahrung aufgenommen und zum Botenstoff Serotonin, der Signale zwischen Nervenzellen weitergibt, umgewandelt. MRT-Untersuchungen prüfen Änderungen in der Gehirnaktivität

Wie Tryptophan die Aktivität bestimmter Hirnareale bei der Verarbeitung emotionaler Reize beeinflusst, sollen zwei Untersuchungen der Teilnehmerinnen mit dem MRT zeigen. Sämtliche Informationen und erhobenen Daten werden anonym ausgewertet.

"Die Ergebnisse können uns wichtige Hinweise darauf geben, welche Prozesse im Gehirn zur Entstehung und Aufrechterhaltung einer Magersucht beitragen. Außerdem hoffen wir auf neue Ansatzpunkte für effektivere Behandlungsmethoden", so Friederich.

Bisher nimmt die Erkrankung trotz intensiver Behandlung bei 20 bis 30 Prozent der Magersüchtigen einen schweren und chronischen Verlauf; ungefähr jede zehnte Betroffene stirbt an den Folgen der Erkrankung.

Probleme im Umgang mit negativen Gefühlen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Magersucht.

Da die extrem eingeschränkte Nahrungszufuhr und daraus resultierende Mangelernährung eben solche negativen, den Betroffenen unerträgliche Gefühle abschwächt, könnte dieser Effekt den Patientinnen den Weg aus der Magersucht erheblich erschweren. (eb)

Anmeldungen sind bis August 2015 möglich. Kontakt: Dr. Dipl. Psych. Timo Brockmeyer, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Tel.: 06221 / 56-37153; E-Mail: timo.brockmeyer@med.uni- heidelberg.de

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