Nur wer auf L-Dopa anspricht, dem kann auch die Hirnstimulation nutzen

BERLIN (gvg). Die Erfolge der Tiefen-Hirnstimulation (THS) bei Parkinson-Patienten sind beeindruckend. Doch das Verfahren hat Grenzen, etwa, wenn die Patienten sehr alt sind oder schlecht auf L-Dopa ansprechen.

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Studien wie eine jetzt in Berlin präsentierte Multicenter-Untersuchung zeigen, daß die THS bei vielen Patienten mit fortgeschrittenem M. Parkinson die Lebensqualität entscheidend verbessern kann (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Heißt das, daß in Zukunft millionenfach Hirnschrittmacher implantiert werden, was pro Implantation etwa 30 000 bis 40 000 Euro kostet?

Professor Günther Deuschl, Leiter des Kieler Neurozentrums, verneint das. "Bei älteren Patienten zum Beispiel wissen wir, daß sie auf eine THS weniger gut ansprechen als jüngere", so Deuschl beim Weltparkinson-Kongreß in Berlin. Ziel sei es deswegen, in weiteren Studien vermehrt jüngere Menschen mit THS zu versorgen, um den Nutzen dieser Therapie optimal ausschöpfen zu können.

Geeignet sind in erster Linie Patienten, die noch eine gute L-Dopa-Reaktion zeigen. Dies wird mit einem Test bestimmt wird, bei dem L-Dopa in hoher Dosierung gegeben wird. Die L-Dopa-Reaktion kann auch dann noch gut sein, wenn die Patienten auf eine orale L-Dopa-Therapie nicht mehr befriedigend ansprechen. Nur bei guter L-Dopa-Reaktion bestünden gute Chancen, daß die THS-Behandlung anschlage, so Deuschl auf dem Kongreß.

Als problematische Kandidaten für eine THS gelten auch Patienten mit schweren internistischen Begleiterkrankungen oder kognitiven Defiziten. "Wir gehen davon aus, daß etwa 10 bis 20 Prozent der Parkinson-Patienten von einer THS profitieren würden", sagte Deuschl. Bei geschätzten 150 000 bis 250 000 Parkinson-Patienten in Deutschland wären das immerhin zwischen 15 000 und 50 000 Menschen.

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