KOMMENTAR
Gravierender Eingriff am Gehirn
Eine Gentherapie am Gehirn ist ein gravierender Eingriff, vor allem wenn die Funktion bestimmter Regionen komplett verändert wird. Genau das ist US-Ärzten jetzt bei zwölf Parkinson-Patienten gelungen. Sie haben die Funktion des subthalamischen Nucleus quasi umgepolt, und dadurch die Parkinson-Symptome deutlich gelindert.
Statt aktivierender Signale schickte die Hirnregion nach dem Eingriff hemmende Signale an die Umgebung. Und genau das ist die eigentliche Sensation. Denn eine solche komplette Funktionsänderung lässt ahnen, was mit einer Gentherapie im Gehirn möglich ist. So könnte man mit ähnlichen Verfahren auch Patienten mit Depression, mit Angst- und Zwangserkrankungen und mit fokaler Epilepsie behandeln - alles Krankheiten, bei denen genau definierte Bereiche im Gehirn über- oder unteraktiv sind.
Lassen sich Patienten mit solchen Krankheiten medikamentös nicht mehr ausreichend behandeln, werden einigen von ihnen derzeit Elektroden implantiert - auch damit kann man die Funktion von Hirnregionen beeinflussen. Die ersten Daten der US-Forscher deuten aber darauf hin, dass eine Gentherapie viel stärker die Parkinson-Symptome lindert als eine Tiefenhirnstimulation. Wird das in größeren Studien bestätigt, spräche es für eine Gentherapie. Allerdings: Noch weiß man wenig über langfristige Effekte des Gentransfers. Einen Hirnstimulator kann man zur Not per Knopfdruck abschalten. Eine Gentherapie ist dagegen irreversibel.
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