Kommentar

Ethisches Dilemma bei Hirnstimulation

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Bei Parkinson und jetzt bei Dystonie ist die Tiefenhirnstimulation (THS) etabliert. Experimentiert wird bei Depressionen und Zwangsstörungen, zum Teil mit spektakulären Erfolgen. In diesen neuen Indikationen ist die THS ethisch problematisch, werden doch damit Stimmung, Persönlichkeit, vielleicht die Identität verändert. Da solche Veränderungen jedoch auch bei psychischen Erkrankungen auftreten, müssen Nutzen und Risiken der Methode sorgfältig abgewogen werden.

Das ist nicht einfach: In den Niederlanden hat etwa eine Ethikkommission eine THS-Studie bei Depressiven abgelehnt, weil schwer Depressive nicht einwilligungsfähig seien. Die THS sollte sie aber gerade wieder entscheidungsfähig machen. Hier wird ein Dilemma sichtbar: Bei der Entscheidung müssen auch die Konsequenzen eines Nicht-Eingriffs beachtet werden.

Das heißt hier, die Patienten in ihrer schweren Depression zu belassen. Diese Position lässt sich dann nicht mehr halten, erweist sich die THS bei psychisch Kranken als ebenso wirksam wie bei motorischen Störungen. Spätestens dann müssen wir uns daran gewöhnen, schwer kranken Menschen mit gezielten Persönlichkeitsveränderungen zu helfen.

Lesen Sie dazu auch: Hirnstimulation bei schweren Dystonien - der Erfolg der Therapie hält langfristig an

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