Parkinson

Kölner Netzwerk bietet Sprechstunden der besonderen Art

Ärzte aus der Neurologie an der Uniklinik Köln kommen in die Praxen der niedergelassenen Neurologen und versorgen Parkinson-Patienten gemeinsam. Dieses Projekt ist jetzt in Köln gestartet. Mit dabei ist auch ein speziell ausgebildeter Pfleger, der Angehörige unterstützt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Unterstützung zu Hause: Parkinson-Pfleger Richard Dano (links) erklärt Patient Horst Neumann (rechts) Unterstützungsmöglichkeiten.

Unterstützung zu Hause: Parkinson-Pfleger Richard Dano (links) erklärt Patient Horst Neumann (rechts) Unterstützungsmöglichkeiten.

© Uniklinik Köln / Wittke

Köln. Bei niedergelassenen Neurologen in Köln gibt es Sprechstunden der besonderen Art: Ärzte der neurologischen Universitätsklinik kommen zu ihren Kollegen in die Praxen, um mit ihnen Patienten mit Morbus Parkinson zu untersuchen und die notwendige Therapie abzustimmen.

Die gemeinsame Sprechstunde ist ein zentraler Baustein des neuen Kölner Parkinson Netzwerks, das nach einer sechsmonatigen Pilotphase jetzt offiziell die Arbeit aufgenommen hat.

"Es geht darum, die vorhandenen exzellenten Strukturen so zu gestalten, dass wir den Patienten, die unsere Hilfe benötigen, ambulant und stationär eine bestmögliche Versorgung bieten können", erläutert Professor Gereon Fink, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Uniklinik Köln. "Dafür müssen wir eine bessere Verzahnung gewährleisten."

Alle ziehen an einem Strang

Die verschiedenen Phasen der Erkrankung erfordern, dass die behandelnden Spezialisten und das Umfeld des Patienten möglichst gut informiert sind, sagt Oberarzt Professor Lars Timmermann, Sprecher des Netzwerks.

Schon bei der Diagnose sollten alle an einem Strang ziehen. "Es macht Sinn, dass wir gut untereinander kommunizieren, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen."

Auch bei der Festlegung und Anpassung der Medikation sowie der Reaktion auf eine Eskalation der Erkrankung sei die enge Abstimmung notwendig - auch mit nichtärztlichen Fachleuten wie Physiotherapeuten und Logopäden.

Den Austausch mit den Kollegen der Uniklinik hält die niedergelassene Neurologin Dr. Birgit Cremer für eine große Bereicherung. "Das ist für mich eine ganz wunderbare Art, Medizin zu machen."

Sie sieht einen besonderen Vorteil des Netzwerks: "Der Patient hat seinen Neurologen als beständigen Gesprächspartner und gleichzeitig die Expertise der Uniklinik."

Zurzeit beteiligen sich 18 der rund 60 Neurologie-Praxen der Region an der Initiative. In der Regel bringen sie die Patienten ins Netzwerk. In der Pilotphase nahmen rund 50 das Angebot wahr, langfristig kann das Netz mehr als 300 Patienten versorgen.

Hotline rund um die Uhr im Bedarfsfall

Für einen 52-jährigen Schichtarbeiter habe er über das Netzwerk die logopädische Versorgung ebenso organisieren können wie eine sozialrechtliche Beratung, berichtet Koordinator Dr. Carsten Eggers, Facharzt an der Uniklinik.

"Wir können den Patienten bald aus dem Schichtdienst nehmen, vorher wusste er von dieser Möglichkeit nichts", sagt er.

Die Begleitung der Patienten und ihrer Angehörigen spielt eine wichtige Rolle im Konzept. Der speziell geschulte Parkinson-Pfleger Richard Dano besucht sie nach der Aufnahme ins Netz zu Hause, um Probleme abzuklären und Hilfsangebote zu erarbeiten.

"Meine wichtigste Aufgabe ist es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen", sagt er. Dano nimmt an den gemeinsamen Sprechstunden teil und besucht die Patienten einmal pro Quartal.

Im Bedarfsfall ist eine Hotline rund um die Uhr telefonisch erreichbar. "Wir wollen den Patienten Sicherheit geben."

Dano sammelt viele für die optimale Versorgung wichtige Informationen, die er an die behandelnden Ärzte weiterleitet.

"Ich empfinde es als hilfreich, jemanden an der Seite zu haben, den man ansprechen kann und der einem hilft", sagt Helga Neumann, Ehefrau des Patienten Horst Neumann. Auch ihm nützen die Besuche von Dano und die Betreuung durch das Netzwerk, betont Horst Neumann.

Er findet allerdings, dass die Netzärzte noch mehr tun müssten: die Krankheit selbst bekämpfen. "Wir müssen den Feind besiegen, wir dürfen nicht dauernd um ihn herum operieren."

Es wird auch geforscht

Auch die Ärzte der Uniklinik seien wissenschaftlich auf dem Gebiet des Morbus Parkinson tätig, das sei aber nicht Aufgabe des Netzwerks, sagt Klinikchef Fink.

"Wir dürfen nicht darauf warten, bis die Ursachen bekämpft sind, sondern wir müssen die Versorgung optimieren."

Die Forschung kommt allerdings auch im Netzwerk nicht zu kurz. Das Konzept wird in einer klinischen Studie evaluiert, die zum Teil über Drittmittel finanziert wird.

Sie soll zeigen, ob die Arbeit des Netzes dazu beiträgt, die Versorgung und die Lebensqualität der Parkinson-Patienten zu verbessern.

Gelingt den Forschern der Nachweis, kann der Verbund auf eine Finanzierung durch die Krankenkassen hoffen. Bislang wird der zusätzliche Aufwand, den die Ärzte im Netz haben, nicht vergütet.

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