Dopaminagonist

Kein Vorteil durch frühe Parkinsontherapie

Ob man bei neu diagnostizierten Parkinsonpatienten die Behandlung mit einem Dopaminagonisten ein paar Monate früher oder später beginnt, spielt für den längerfristigen Krankheitsverlauf offenbar keine Rolle.

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Parkinson: Pramipexol früher oder später macht keinen Unterschied.

Parkinson: Pramipexol früher oder später macht keinen Unterschied.

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LONDON. Ob man bei neu diagnostizierten Parkinsonpatienten die Behandlung mit einem Dopaminagonisten ein paar Monate früher oder später beginnt, spielt für den längerfristigen Krankheitsverlauf offenbar keine Rolle.

In einer Studie mit Pramipexol waren weder bei den Symptomen noch beim Neuronenverlust relevante Unterschiede zu erkennen.

Ein krankheitsmodifizierender Effekt von Pramipexol, wie er aufgrund von In-vitro-Experimenten und Tierstudien vermutet wurde, konnte damit in der jetzt publizierten PROUD-Studie nicht verifiziert werden.

An der randomisierten und verblindeten Studie hatten sich 535 Patienten mit einer frühen, bislang unbehandelten Parkinsonkrankheit beteiligt: 261 waren von Anfang an mit 1,5 Milligramm pro Tag Pramipexol behandelt worden.

Die übrigen Patienten hatten zunächst Placebo erhalten und wurden erst nach sechs oder neun Monaten auf den Dopaminagonisten umgestellt (The Lancet Neurology 2013; 12(8): 747).

Erwartungsgemäß waren in der ersten Studienphase die Patienten mit dem Dopaminagonisten in Bezug auf motorische Funktionen und Lebensqualität besser dran als die Placebopatienten, allerdings auch häufiger von Nebenwirkungen betroffen.

Hypothese wird nicht verworfen

Nach insgesamt 15 Monaten hatten sich diese Unterschiede jedoch ausgeglichen: Im UPDRS-Gesamtscore hatte sich die Gruppe mit früher Therapie um 0,3 Punkte gegenüber dem Ausgangswert verschlechtert, die mit verzögerter Therapie um 0,7 Punkte, eine nicht signifikante Differenz.

Auch in puncto Lebensqualität und depressiver Symptome ließen sich keine (relevanten) Unterschiede mehr ausmachen. Der klinische Gesamteindruck von der Schwere der Erkrankung entsprach ebenfalls mit beiden Strategien weitgehend dem Zustand bei Studieneinschluss.

Bei 62 Patienten mit sofortiger und 61 Patienten mit versetzter Therapie wurden die Auswirkungen der Behandlung auch auf neuronaler Ebene studiert.

Und auch hier zeigten sich nach 15 Monaten dieselben Befunde: Die Dichte nigrostriataler Dopamintransporter, erfasst mittels SPECT mit 123I-FP-CIT, hatte in beiden Gruppen gleichermaßen abgenommen, um 15,1 Prozent mit der frühen und um 14,6 Prozent mit der späteren Therapie.

Der Anteil an Patienten mit Nebenwirkungen, vorrangig Übelkeit, war insgesamt in beiden Gruppen identisch (81 bzw. 84 Prozent). Ebenfalls mit beiden Strategien kam es jeweils zu einer schweren unerwünschten Wirkung (Halluzinationen und orthostatische Hypotonie).

"Die Ergebnisse sprechen nicht für die Hypothese, dass Pramipexol eine krankheitsmodifizerende Wirkung hat", konstatieren die Studienautoren um Professor Anthony H. V. Schapira vom University College London.

Ganz verwerfen wollen sie diese Vermutung aber auch noch nicht. Möglicherweise seien die Patienten nicht im geeigneten Parkinsonstadium oder ihre Erkrankung zu langsam progredient oder die Studiendauer ungeeignet gewesen, um einen Schutz zu detektieren. (bs)

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