Daten von über 7000 MS-Kranken mit Interferon-beta-Therapie

DÜSSELDORF (kas). Die verschiedenen Interferon-beta-Präparate (IFN-beta) zur Therapie bei schubförmiger Multipler Sklerose (MS) wirken zumindest über einen Zeitraum von zwei Jahren ähnlich gut. Ein früher Therapiebeginn verspricht dabei die größte Wirksamkeit. Und: Bei unzureichendem Effekt ist ein Wechsel auf ein anderes Interferon-beta nicht erfolgversprechend.

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Das sind Ergebnisse der retrospektiven QUASIMS-Studie (Qualitätssicherung in der MS-Therapie), die Privatdozent Volker Limmroth von der Universitätsklinik Essen bei einer Pressekonferenz der Biogen Idec in Düsseldorf vorgestellt hat.

In der Beobachtungsstudie mit über 7000 Patienten sind Wirksamkeit und Verträglichkeit der zur MS-Therapie zugelassenen Beta-Interferone verglichen worden. Aufgenommen wurden Patienten mit schubförmiger MS, die während der letzten zwei Jahre durchgängig mit IFN-beta behandelt wurden: intramuskulär mit IFN-beta-1a (30 µg einmal pro Woche), vom Unternehmen als Avonex® angeboten, oder subkutan mit IFN-beta-1b (250 µg alle zwei Tage) oder subkutan mit IFN-beta-1a (22 oder 44 µg dreimal pro Woche). QUASIMS erfaßt 20 Prozent aller im deutschsprachigen Raum mit IFN beta-behandelten MS-Patienten, wurde inzwischen aber auf sieben weitere Länder ausgeweitet.

Die Wirksamkeit der Interferon-beta-Therapien wurde anhand der Schubrate und der MS-bedingten Behinderungen (EDSS-Score, Expanded Disability Status Scale) beurteilt.

Danach hatte sich die Situation der MS-Kranken, gemessen am EDSS, bei etwa jedem fünften nach der zweijährigen Therapiephase eher gebessert. Die Mehrzahl der Patienten (59 bis 63 Prozent - je nach gewählter INF-beta-Therapie) hatte sich in dieser Zeitspanne um weniger als einen Punkt auf dem EDSS verschlechtert.

Nach zwei Jahren waren mit dem i.m.-injizierten Mittel noch 48 Prozent der Patienten schubfrei und mit den anderen Präparaten 39 bis 47 Prozent. Dieser leichte Vorteil für die i.m.-Therapie galt auch für die Subgruppe der MS-Kranken, die Beta-Interferon als Ersttherapie erhalten hatten: Hier waren nach zwei Jahren mit i.m.-Therapie mit 50 Prozent noch etwas mehr Patienten schubfrei als mit den anderen Präparaten (41 bis 47 Prozent ohne neuen Schub).

Bei unzureichender Wirkung sei ein Wechsel auf ein anderes Interferon-beta-Mittel nicht erfolgversprechend, so Limmroth. Insgesamt stützen die Daten nach seinen Angaben auch nicht die Annahme eines Zusammenhangs zwischen Dosierung einer IFN-Therapie und ihrem Effekt.

Limmroth erinnerte, daß mit dem i.m.-Interferon-beta sehr viel seltener Therapiewechsel aufgrund lokaler unerwünschter Reaktionen an der Injektionsstelle (0,7 Prozent versus 9 bis 20 Prozent) vorgenommen worden seien als bei den Präparaten mit subkutaner Verabreichung.

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