Alkohol

Quartalsaufen schädigt schon junge Gefäße

Rotwein schützt Herz und Gefäße, heißt es oft. Doch wer zu viel Alkohol schluckt, risikiert nicht nur einen Kater - sondern auch ramponierte Gefäße. Vor allem jugendliche Komasäufer tun sich keinen Gefallen.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Zu viel Alkohol ist Gift für die Gefäße.

Zu viel Alkohol ist Gift für die Gefäße.

© Line-Of-Sight / fotolia.com

CHICAGO. Exzessiver Alkoholkonsum nach dem Muster des "binge drinking"- die englische Bezeichnung für das auf Alkoholrausch zielende Trinkverhalten - beeinträchtigt schon in jungen Jahren die Gefäßfunktion.

Belege dafür fand eine Forschergruppe um Dr. Melissa Goslawski von der University of Illinois in Chicago in einer neuen Studie bei US-amerikanischen College-Studenten (J Arm Coll Cardiol 2013). Alkohol erwies sich bei starken Trinkern nicht etwa als der bekannte Vasodilatator, sondern als das genaue Gegenteil.

Fünf Gläser Bier oder Wein in zwei Stunden

Was versteht man unter "binge drinking"? Eine präzise und allgemein akzeptierte Definition gibt es nicht.

Goslowski und ihre Forscherkollegen definierten ein solches Trinkverhalten nach folgenden Kriterien: Konsum von mindestens fünf alkoholischen Standardgetränken innerhalb von zwei Stunden bei Männern (vier Getränke bei Frauen).

Für die Studie wurden 36 gesunde männliche und weibliche US-College-Studenten im Alter zwischen 18 und 25 Jahren rekrutiert, die bereit waren, Auskunft über ihren Alkoholkonsum zu geben. Davon waren 17 so gut wie alkoholabstinent.

Die übrigen 19 gaben dagegen an, im Schnitt seit etwa vier Jahren einen Trinkstil zu pflegen, auf den die Definition von "binge drinking" zutraf. Im Durchschnitt kamen sie dabei auf sechs "Saufereignisse" im letzten Monat.

Funktionelle Störung der Mikrozirkulation

Bei allen Teilnehmern wurde dann an einer Armarterie die Vasomotorik - gemessen an der prozentualen Veränderung der Gefäßdurchmesser - genauer unter die Lupe genommen.

Die Forscher bestimmten zum einen die flussvermittelte, durch strömungsbedingte Scherkräfte induzierte Vasodilatation. Sie ermöglicht Rückschlüsse auf die Endothelfunktion.

Zum anderen untersuchten sie die durch Nitroglycerin induzierte, endothelunabhängige Vasodilatation. Sie gibt Aufschluss über die Funktion der glatten Gefäßmuskelzellen.

Ergebnis: Für beide Formen der Vasodilatation waren die funktionellen Ergebnisse bei Studenten mit regelmäßigem exzessivem Alkoholkonsum jeweils signifikant schlechter als bei den weitgehend abstinenten Kontrollpersonen - sprich: Die Fähigkeit zur Erweiterung war den Gefäßen zumindest partiell abhanden gekommen.

Die Untersucher fanden auch Anzeichen für eine funktionelle Störung der Mikrozirkulation. Zwar erwies sich die durch Acetylcholin und Natriumnitroprussid induzierte Vasodilatation in arteriellen Widerstandsgefäßen als normal.

Jedoch war die durch Endothelin-1 stimulierte Vasokonstriktion bei exzessiven Trinkern signifikant stärker als bei Abstinenten.

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