Samenzellen-Check

Unfruchtbarer Mann - das kann am Rauchen liegen

Nikotin schädigt Samenzellen und vermindert die Fruchtbarkeit von Männern. Das haben Wissenschaflter der Saar-Uni herausgefunden.

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SAARBRÜCKEN. Im Sperma von Rauchern fanden Wissenschaftler der Universität des Saarlandes Cotinin, ein Abbauprodukt des Nikotins, in deutlich höherer Menge als bei Nichtrauchern.

Auch ein weiterer Biomarker kam verstärkt vor, der anzeigt, dass das Gleichgewicht in der Samenzelle massiv gestört ist, teilt die Saar-Uni mit.

"Durch verschiedene Tests konnten wir feststellen, dass die Spermien von Rauchern weniger beweglich sind und ihre Außenhülle auch nicht so stabil ist wie bei Nichtrauchern", wird Professor Mohammed Hamadeh, Reproduktionsmediziner an der Uniklinik des Saarlandes in Homburg, zitiert.

Sein Team hatte bereits vor vier Jahren festgestellt, dass bestimmte Eiweißmoleküle, so genannte Protamine, bei Rauchern in geringerer Konzentration vorkommen.

In der aktuellen Studie analysierten die Reproduktionsmediziner gemeinsam mit Mathias Montenarh, Professor für Medizinischen Biochemie und Molekularbiologie der Saar-Uni, die Eiweißmoleküle in den Samenzellen noch genauer (Andrology 2014; online 14. Juli).

Sie konzentrierten sich dabei auf Histone und Protamine, die für die Verpackung und Stabilität der DNA-Erbinformationen in den Spermien verantwortlich sind.

Biochemische Veränderungen in Samenzellen entdeckt

"Dabei konnten wir zeigen, dass diese Eiweißmoleküle bei Rauchern in einer deutlich anderen Konzentration vorkommen als bei Nichtrauchern. Wir gehen davon aus, dass dadurch die Erbinformationen in den Samenzellen von Rauchern beschädigt werden und in der Folge die Entwicklung der Spermien gestört ist", so Montenarh.

Dies könne dazu führen, dass es zu keiner oder unvollständigen Befruchtung der Eizelle kommt.

"Wenn der Kinderwunsch ausbleibt, ist möglicherweise der erhöhte Zigarettenkonsum eine Ursache dafür. In unserer Ambulanz für Reproduktionsmedizin, in der viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch Rat suchen, empfehlen wir daher jedem, sofort mit dem Rauchen aufzuhören", sagt Hammadeh.

Die Studien hätten eindeutig belegt, dass der Nikotinkonsum nicht nur der Gesundheit der Raucher schade, sondern sich auch auf die Fortpflanzung negativ auswirke.

"Die biochemischen Veränderungen in den Samenzellen sind bei Rauchern so gravierend, dass sie offenkundig nicht nur eine normale Befruchtung verhindern, sondern möglicherweise auch für Missbildungen von Embryos verantwortlich sind", befürchtet Hammadeh.

Dies müsse nun in weiteren Studien untersucht werden. Auch sei noch ungeklärt, wie schnell sich die Zusammensetzung der Spermien wieder normalisiere, wenn starke Raucher den Zigarettenkonsum einstellten. (eb)

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