Rauchende Schwangere

Geldanreiz hilft beim Aufhören

Sieben Prozent aller Schwangeren in Deutschland rauchen. Viele von ihnen können offenbar durch finanzielle Anreize dazu gebracht werden, ihr Laster aufzugeben. Eine Studie zeigt: Diese Maßnahme hat ein sehr günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
In Deutschland rauchen 7 Prozent aller Schwangeren.

In Deutschland rauchen 7 Prozent aller Schwangeren.

© sonnenflut products / fotolia.com

DÜSSELDORF. Rauchen in der Schwangerschaft erhöht die Raten von Fehlgeburten und tot geborenen Kindern.

Im United Kingdom (UK) werden nach Schätzungen jährlich etwa 5000 Aborte und 113 Totgeburten durch Rauchen in der Schwangerschaft verursacht, wie Dr. Helmut Kleinwechter beim Diabetes Update in Düsseldorf berichtet hat.

Besonders in sozial schwachen Schichten sind dabei Programme zur Entwöhnung wenig erfolgreich. Lässt sich daher die Abstinenzrate durch Anreize verbessern? Der Diabetologe aus Kiel hat bei der Veranstaltung hierzu eine Studie der Universität Glasgow vorgestellt (BMJ 2015: 350: h134).

Jede Fünfte schafft in der Studie den Ausstieg

621 sozial schwache Raucherinnen wurden in der 24. Schwangerschaftswoche randomisiert einer von zwei Gruppen zugeordnet: In der Kontrollgruppe gab es eine persönliche Beratung und für Stopp-Willige eine zehnwöchige Nikotinersatztherapie sowie vier unterstützende Telefonate im Abstand von einer Woche.

Frauen der Interventionsgruppe bekamen zudem Gutscheine von bis zu 400 Pfund (544 Euro) angeboten: 50 Pfund für eine Beratung und Vereinbarung eines Stopp-Termins, 50 Pfund für die mit CO-Ausatemtest bestätigte Abstinenz vier Wochen später, 100 Pfund für Abstinenz nach zwölf Wochen und 200 Pfund für Abstinenz am Ende der Schwangerschaft.

Ergebnis: In der Anreizgruppe stellten 22,5 Prozent der Schwangeren das Rauchen ein, in der Kontrollgruppe waren es 8,6 Prozent.

In Deutschland rauchen 7,2 Prozent aller Schwangeren

Das Geld ist offenbar gut angelegt. Nach Angaben von Kleinwechter werden im UK National Health Service für die Betreuung rauchender Schwangerer jährlich geschätzte 10,4 Millionen Euro aufgewendet sowie 83,2 Millionen Euro für die Folgeprobleme bei Müttern und 30,6 Millionen Euro für Folgeprobleme bei den Kindern im ersten Lebensjahr.

Dem stehen die aus der Studie ermittelten Kosten für ein gewonnenes qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QUALY) durch den Anreiz von 482 Pfund (656 Euro) gegenüber.

In Deutschland rauchen nach Daten von 2013 etwa 7,2 Prozent aller Schwangeren. "Deutsche Krankenkassen, allen voran die AOK, wären gut beraten, diesen Weg zur Entwöhnung durch eigene Studien zu überprüfen", so Kleinwechter.

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