Alkoholsucht

Dopamin-Wert bei Abstinenz stark erhöht

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MANNHEIM. Wenn sich gelegentlicher Alkoholkonsum zu einer Sucht entwickelt, verändern sich auch die Bindungsstellen für Dopamin, über die der Botenstoff seine Wirkungen vermittelt, teilt das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim mit.

Diese Veränderungen untersuchten Dr. Natalie Hirth und ihre Kollegen, indem sie Gehirnproben von gestorbenen Alkoholikern mit denen von Menschen verglichen, die in ihrem Leben wenig oder gar keinen Alkohol getrunken hatten (PNAS 2016; online 22. Februar).

Dabei fanden die Forscher Hinweise auf deutlich erhöhte Dopamin-Spiegel in bestimmten, für die Verhaltenskontrolle wichtigen Bereichen des Gehirns der Alkoholsüchtigen. Durch ergänzende Versuche an alkoholabhängigen Ratten konnten die Forscher die Humanstudien bestätigten und weitere Erkenntnisse gewinnen, so das ZI.

Es zeigte sich, dass die Dopamin-Mengen im akuten Entzug stark vermindert sind. Doch wenn die Tiere über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol erhielten, stiegen die Dopamin-Werte deutlich über das Normalniveau.

Dies führt unter anderem dazu, dass die Tiere hyperaktiv wurden. Aufgrund ihrer Ergebnisse glauben Natalie Hirth und Kollegen, dass Dopamin beim akuten Alkoholentzug verringert ist und dann stark ansteigt, wenn die Alkoholiker die Abstinenz länger durchhalten.

"Diese Erkenntnisse könnten sowohl den initial verminderten Antrieb und die gesenkte Stimmungslage im frühen Entzug erklären, als auch die später häufig bei Suchtpatienten auftretenden Symptome von Rastlosigkeit und gestörter Impulskontrolle" ergänzt Professor Kiefer, Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI.

Auf diese Befunde aufbauend können nun Verhaltensexperimente entworfen werden, um den Zusammenhang zwischen erhöhtem Dopamin und dem Rückfall in die Alkoholsucht besser zu verstehen. (eb)

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