Alkoholabusus

Dopamin mischt mit

Auf neuen Befunden aufbauend könnten Verhaltensexperimente entworfen werden, um den Zusammenhang zwischen erhöhtem Dopamin und dem Rückfall in die Alkoholsucht besser zu verstehen.

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MANNHEIM. Bei Alkoholismus wechseln sich ja oft Perioden der Trunkenheit mit Abstinenzphasen ab, in denen die Betroffenen versuchen, auf Alkohol zu verzichten. Am Ende dieser Phasen steht dabei oft der Rückfall, wodurch die Sucht nur vertieft wird.

Während dieser Zyklen finden viele Veränderungen im Gehirn statt. Besonders wichtig sei dabei der Neurotransmitter Dopamin, der die Signalübertragung in Belohnungszentren im Gehirn vermittelt, teilt das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim mit.

Wenn sich gelegentlicher Alkoholkonsum zu einer Sucht entwickle, veränderten sich auch die Bindungsstellen für Dopamin, über die der Botenstoff seine Wirkungen vermittelt.

Diese Veränderungen untersuchten Dr. Natalie Hirth und Kollegen, indem sie Hirnproben von gestorbenen Alkoholikern mit denen von Menschen verglichen, die in ihrem Leben wenig oder gar keinen Alkohol getrunken hatten (PNAS 2016, 113, 11:3024- 3029).

Dabei fanden sich Hinweise auf deutlich erhöhte Dopamin-Spiegel in bestimmten, für die Verhaltenskontrolle wichtigen Bereichen des Gehirns Alkoholsüchtiger.

Tiere wurden hyperaktiv

Durch ergänzende Versuche an alkoholabhängigen Ratten konnten die Forscher die Humanstudien bestätigten und weitere Erkenntnisse gewinnen, berichtet das ZI.

Es zeigte sich, dass die Dopamin-Mengen im akuten Entzug stark vermindert sind. Doch wenn die Tiere über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol erhielten, stiegen die Dopamin-Werte deutlich über das Normalniveau. Dies hatte unter anderem den Effekt, dass die Tiere hyperaktiv wurden.

Aufgrund ihrer Ergebnisse nähmen die Forscher an, dass Dopamin beim akuten Alkoholentzug verringert ist und der Dopamin-Spiegel dann stark steigt, wenn Alkoholiker die Abstinenz länger durchhalten.

"Diese Erkenntnisse könnten sowohl den initial verminderten Antrieb und die gesenkte Stimmungslage im frühen Entzug erklären, als auch die später häufig bei Suchtpatienten auftretenden Symptome von Rastlosigkeit und gestörter Impulskontrolle", wird Professor Falk Kiefer zitiert, der Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI.

Auf diese Befunde aufbauend könnten nun Verhaltensexperimente entworfen werden, um den Zusammenhang zwischen erhöhtem Dopamin und dem Rückfall in die Alkoholsucht besser zu verstehen. Letztendlich sollen so Wege gefunden werden, um den Rückfall gänzlich zu verhindern. (eb)

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