Verheimlichen oder Zugeben?

Das Elend mit Drogenstudien

Epidemiologische Studien sind so eine Sache, vor allem wenn nach Drogen gefragt wird. Unser Autor glaubt, das liegt oft an ganz banalen Tatsachen: Wer gibt schon illegalen Drogenkonsum zu?

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Epidemiologische Studien sind so eine Sache, vor allem wenn nach Drogen gefragt wird. Glaubt man einem US-Survey, dann ist die Zahl der Haschischkonsumenten nach der Legalisierung in einigen Bundesstaaten deutlich gestiegen – aber nicht die Zahl der Patienten mit Cannabis-bedingten Störungen.

Die Autoren sind gar nicht erst auf die Idee gekommen, dass sich mit der Legalisierung vielleicht nur mehr Leute getraut haben, ihren Konsum zuzugeben, und sich an der tatsächlichen Konsumentenzahl wenig geändert hat. Denn welcher, vielleicht schon etwas paranoide Drogenkonsument wird bei einer staatlichen Umfrage offen zugeben, gegen das Gesetz zu verstoßen?

Auch bei Alkohol ist von einem gewaltigen Bias auszugehen – die wenigsten wissen genau, wie viel sie trinken, und wer viel trinkt, gibt das nicht unbedingt zu. In der Regel müssen die Angaben mit zwei multipliziert werden, um mit den landesweit verkauften Alkoholmengen übereinzustimmen.

Bei einer derart wackligen Datenbasis darf sich niemand über Widersprüche wundern, wie sie in einer aktuellen Studie zum Prostata-Ca auftreten: Viel Alkohol erhöht die Tumorinzidenz, kein Alkohol die Tumorsterblichkeit. Dies zeigt wieder einmal, wie schwer es ist, die gesundheitlichen Folgen von Alkohol abzuschätzen.

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