"Der Schmerz ist häufig der Schlüssel zum Diagnose-Erfolg"

WIESBADEN (slp). Bei älteren Menschen mit akuten Bauchschmerzen und kardiovaskulären Erkrankungen wie Vorhofflimmern ist eine Thromboembolie im Bereich der Arteria mesenterica superior eine wichtige Differentialdiagnose. Früh erkannt kann das betroffene Darmstück durch Embolektomie gerettet werden. Oft ist es dafür aber zu spät. Dann gilt es, einer lebensbedrohlichen Peritonitis zuvorzukommen.

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"Innerhalb von zwei Stunden ist eine Revaskularisation durch Embolektomie möglich", wie der Chirurg Professor Hans-H.Gentsch vom Diakonischen Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg beim Internistenkongreß in Wiesbaden gesagt hat. Danach muß das betroffene Darmstück reseziert werden, um den Betroffenen eine schwere Peritonitis zu ersparen.

Dabei ist die frühe Diagnose schwierig, denn nach dem akuten Gefäßverschluß mit plötzlichen heftigen Bauchschmerzen folgt ein mehrstündiges, oft sehr beschwerdearmes Intervall ohne Abwehrspannung des Bauches. Daher gilt es, besonders bei Patienten über 65 Jahre mit kardiovaskulären Erkrankungen an einen Mesenterialinfarkt zu denken.

Gelinge die rechtzeitige Klinikaufnahme, sei die konventionelle Angiographie immer noch diagnostischer Goldstandard bei der Frühdiagnostik des Mesenterialarterien-Verschlusses, so Gentsch bei einem von Pohl- Boskamp unterstützten Symposium der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Mit einer MRT seien nur die zentralen Äste der Arteria mesenterica superior beurteilbar und moderne Dünnschicht-CTs seien nicht überall verfügbar.

Ist das Verschlußereignis schon einige Stunden her und es entwickelt sich bereits eine Peritonitis, orientiert sich der im selben Krankenhaus wie Gentsch tätige Internist Professor Olaf Bartels vor allem an der Schmerzcharakteristik, um der Diagnose auf die Spur zu kommen. "Der Schmerz ist häufig der Schlüssel zum Erfolg, vor allem der Beginn des Schmerzes", so die Erfahrung von Bartels.

Beim Mesenterialinfarkt handelt es sich um einen viszeralen oder Eingeweide-Schmerz. Ihn gilt es vom somatischen Schmerz, wie er etwa bei einem Herpes Zoster auftritt, zu unterscheiden.

"Wenn der Patient ihnen sagt, der Schmerz hat in der Mittellinie des Körpers begonnen, können Sie ziemlich sicher sein, daß er aus dem Eingeweidebereich kommt, das macht ein somatischer Schmerz praktisch nie", sagte Bartels. Erst im Spätstadium des Mesenterialinfarktes, wenn der Darm nekrotisch wird und sich eine Peritonitis mit Beteiligung des Peritoneum parietale entwickelt, kommt es zu einer Ausbreitung der Schmerzen mit somatischen Anteilen und einer Abwehrspannung der Bauchdecke.



STICHWORT

viszeraler Schmerz

Viszerale Schmerzen werden etwa durch Dehnung oder Krämpfe der glatten Muskulatur der Eingeweide hervorgerufen und über den Nervus splanchnicus, einen Teil des Sympathikus, weitergeleitet. Viszeraler Schmerz ist nach Angaben von Professor Olaf Bartels vom Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg dadurch gekennzeichnet, daß er immer in der Mittellinie des Körpers beginnt. Die Schmerzen sind dumpf, meist intermittierend und nicht exakt lokalisierbar. Zudem gehen diese Schmerzen frühzeitig mit vegetativen Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe oder Schwindel einher.

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