Das Ziel bei der Schmerztherapie soll Patient stecken

MÜNCHEN (sto). Soll die analgetische Wirksamkeit eines Schmerzmittels beurteilt werden, ist es offenbar besser, ein individuelles Therapieziel festzulegen als strikt eine Halbierung der Schmerzintensität anzustreben. Denn so kann schneller abgeschätzt werden, ob das verwendete Analgetikum den Bedürfnissen der Patienten gerecht wird.

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Zwischen dem wissenschaftlich angestrebten Ziel einer analgetischen Therapie, nämlich einer halbierten Schmerzintensität im Vergleich zum Ausgangswert, und dem individuellen Therapieziel von Patienten gebe es erhebliche Unterschiede, sagte der Nürnberger Schmerztherapeut Dr. Michael Überall.

Das belege eine Untersuchung, an der nahezu 400 Patienten mit aktivierter Arthrose teilgenommen haben, so Überall bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) in München. 46 Prozent der Patienten erhielten 20mg/Tag Valdecoxib, 31 Prozent dreimal 50 mg/Tag Diclofenac und 21 Prozent dreimal 800 mg/Tag Ibuprofen.

Vor Beginn der Therapie lag die von den Patienten auf einer visuellen Analogskala angegebene Schmerzintensität im Schnitt bei 74. Die Skala reicht von 0 (kein Schmerz) bis 100 (maximal vorstellbarer Schmerz). Als individuelles Behandlungsziel gaben die Patienten im Durchschnitt einen Wert von 23 an, also deutlich weniger als die Hälfte des Ausganswertes.

Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlich vorgegebenem und individuell erwünschtem Zielwert sowie zwischen der Wirksamkeit der Studienarzneien verdeutlichen diese Zahlen: Zwei Stunden nach Einnahme der ersten Dosis wurde bei insgesamt 50 Prozent der Patienten zwar die ärztlich angestrebte Halbierung der Schmerzstärke erreicht, wie Überall berichtet hat. Ihr persönliches Behandlungsziel hatten aber nur etwa 16 Prozent erreicht.

Aufgeschlüsselt nach der Medikation sah es im Verlauf so aus: Nach vier Stunden hatten 50 Prozent der Patienten mit Valdecoxib ihr individuelles Ziel erreicht, mit Diclofenac war das aber nur bei 39 Prozent und mit Ibuprofen nur bei 31 Prozent der Fall. Nach zwei Tagen erst hätten sich die Erfolge in allen drei Gruppen angeglichen, und je 70 Prozent der Patienten hätten ihr Ziel erreicht, berichtete Überall. Die Studie belege, daß die Wirksamkeit einer Schmerztherapie über ein individuelles Behandlungsziel besser überprüfbar sei als nur über das Ziel der Schmerzhalbierung.

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