Analgetika-Kombi beugt Opioid-induzierter Hyperalgesie vor
WIEN (sto). Ein hoher Opioid-Anteil bei einer Narkose kann postoperativ zu einer paradoxen Schmerzreaktion führen, was als Opioid- induzierte Hyperalgesie bezeichnet wird. Ein Grund dafür ist eine mögliche Destabilisierung von Opioid-Rezeptoren. Anästhesisten schlagen daher vor, bei Narkosen Analgetika mit unterschiedlichen Wirkansätzen zu kombinieren.
Veröffentlicht:Die Gefahr einer Opioid-induzierten Hyperalgesie, die für die postoperative Schmerztherapie von erheblicher Bedeutung sei, wird nach Ansicht von Privatdozent Dr. Wolfgang Koppert von der Universität Erlangen-Nürnberg noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Bekämen Patienten eine Narkose mit hohem Opioid-Anteil, so sei der Opioid-Bedarf in der postoperativen Phase etwa dreimal so hoch im Vergleich zu Patienten, die während einer Operation primär mit Hypnotika betäubt wurden und Opioide nur zusätzlich erhielten. Das berichtete Koppert beim europäischen Anästhesiologie-Kongreß in Wien.
Durch eine Kombinationstherapie, bei der Opioide und Nicht-Opioide in niedriger Einzeldosierung syner-gistisch genutzt werden, lasse sich eine deutlich bessere Wirksamkeit der Schmerztherapie mit geringeren substanzspezifischen unerwünschten Wirkungen in der postoperativen Phase erzielen, berichtete der Erlanger Anästhesist bei einem von Bristol-Myers Squibb unterstützten Symposium.
Für die peri- und postoperative Schmerzbehandlung können nach Kopperts Angaben Opioide mit Ke-tamin, Clonidin, NSAIDs oder mit Paracetamol als Fertiginfusionslösung (Perfalgan®) kombiniert werden. Eine solche Kombination von zwei oder mehr Analgetika verschiedener Kategorien und mit unterschiedlichen Wirkmechanismen als balancierte Analgesie sollte inzwischen eigentlich Standard sein, sagte Koppert.
Intravenös verabreichtes Paracetamol wirkt hauptsächlich über eine zentrale Hemmung der Prostaglandinsynthese, Opioide dagegen wirken direkt am Opioid-Rezeptor, so Koppert. Vorteil der Kombinationstherapie sei, daß sich Opioide, bei denen unter anderem Atemdepression, Sedierung, Übelkeit und Erbrechen als unerwünschte Effekte auftreten könnten, einsparen ließen.