Wann ist ein herkömmliches NSAR, wann ein Coxib sinnvoll?

BERLIN (hbr). Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat eine Vereinheitlichung der Fachinformationen zur kardiovaskulären und gastrointestinalen Sicherheit der nicht-selektiven NSAR innerhalb der EU empfohlen. Was bedeutet das konkret für die Behandlung von Patienten mit solchen Risiken?

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Die erforderlichen Änderungen beinhalten bei Patienten, die bereits NSAR-bedingte gastrointestinale Blutungen oder Perforationen in der Anamnese haben, generell für die herkömmlichen NSAR eine Kontraindikation.

Demnach ist bei diesen Patienten die Behandlung mit einem Coxib die Therapie der Wahl, sagte Professor Wolfgang Bolten von der Klaus-Miehlke-Klinik in Wiesbaden auf der Orthopäden-Tagung in Berlin. Denn für den Einsatz von Coxiben für solche Patienten gilt weiterhin nur ein Warnhinweis.

Auch wiederkehrende peptische Ulzera und Blutungen in der Krankengeschichte werden jetzt für klassische NSAR als klare Kontraindikation eingestuft. Bei aktiven peptischen Ulzera und Blutungen sollen weiterhin beide Medikamentengruppen nicht benutzt werden. Schwere Herzinsuffizienz wird nun ebenfalls für beide Gruppen als Kontraindikation bewertet. Bluthochdruck in der Anamnese kam bei den klassischen NSAR als Warnhinweis neu dazu.

Bei schmerzgeplagten Patienten ist also zunächst zu klären, ob sie kardiovaskuläre oder gastrointestinale Risiken haben. Trifft beides nicht zu, könne man zu einem herkömmlichen NSAR greifen. "Hat der Patient aber ein erhöhtes gastrointestinales Risiko, dann entscheide ich mich für ein Coxib, um dieses Risiko zu verringern", so Bolten bei einem von MSD unterstützten Symposium.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Kombination traditionelles NSAR mit einem Protonenpumpen-Hemmer. Der Schutz des Hemmers reicht allerdings nicht bis in den unteren Verdauungstrakt hinein.

Bei rein kardiovaskulärem Risiko mit leichter Herzinsuffizienz komme ein traditionelles NSAR in Betracht. "Das kombiniere ich zur Kardioprophylaxe mit Aspirin. Dazu muß ich meist einen Protonenpumpen-Hemmer geben." Schwierig wird die Entscheidung bei Patienten, die sowohl ein gastrointestinales als auch ein kardiovaskuläres Risiko haben.

Bolten würde in diesem Fall ein Coxib verwenden und die Therapie ebenfalls zwecks Herzschutz durch ASS ergänzen und wegen des ASS wieder durch einen Protonenpumpen-Hemmer abrunden. Generell gilt: Herkömmliche NSAR ebenso wie Coxibe sollten so kurz und so niedrig dosiert wie möglich eingesetzt werden.

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