Uniklinik Heidelberg

Traumapatienten für Studie zu chronischen Schmerzen gesucht

Den Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen und chronischen Schmerzen will die Universitätsklinik Heidelberg nun im Rahmen einer Studie erforschen. Daran können Patienten mit und ohne chronische Schmerzen teilnehmen.

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HEIDELBERG. Warum gehen traumatische Erfahrungen bei vielen Menschen mit chronischen Schmerzen einher? Warum bleibt ein kleiner Teil der Patienten davon verschont?

Um dies zu erforschen, suchen Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg Studienteilnehmer, die ein traumatisches Ereignis erlebt haben. Teilnehmen können Patienten, die zusätzlich unter chronischen Rückenschmerzen leiden sowie solche ohne regelmäßige körperliche Schmerzen.

Die Studienergebnisse sollen dazu beitragen, den Einfluss psychischer Traumata auf diese Beschwerden und die zugrundeliegenden Abläufe im Körper besser zu verstehen und in Zukunft gezielte Behandlungsmöglichkeiten für Schmerzpatienten zu entwickeln, teilt die Uniklinik Heidelberg mit.

Teilnehmen können Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 70 Jahren, die während eines traumatischen Erlebnisses körperlich verletzt oder bedroht wurden bzw. miterleben mussten, wie eine andere Person verletzt oder bedroht wurde, dabei hilflos, ängstlich oder entsetzt waren und noch heute darunter leiden.

Mögliche Folgen können wiederkehrende Ängste bis hin zu Panikattacken, Unruhe und Reizbarkeit, Schlafprobleme sowie weitere psychische Probleme sein.

Betroffene meiden häufig Situationen und Orte, die sie an das Erlebnis erinnern, oder es fällt ihnen schwer, darüber zu sprechen. Trotzdem drängen sich ihnen in Träumen und am Tage immer wieder Bilder und Erinnerungen ins Bewusstsein und lassen sich nicht abschütteln.

Diese Symptome sind Teil einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) und stellen eine enorme Belastung für die Betroffenen dar, die zu Problemen und Einschränkungen im Berufs- und Privatleben führen können, heißt es in der Mitteilung der Universität.

Ärztliche Untersuchung und psychologische Diagnostik

Vorgesehen ist ein Termin in der Klinik. Die Studienteilnehmer nehmen an einem psychologischen Interview sowie Wahrnehmungstests teil, füllen Fragebögen aus und werden ärztlich untersucht. Sämtliche Ergebnisse und Angaben fließen anonymisiert in die Studie ein, die Studienärzte unterliegen der Schweigepflicht.

Alle Teilnehmenden erhalten eine mündliche Rückmeldung zu ihren Untersuchungsergebnissen. Zusätzlich gibt es eine finanzielle Aufwandsentschädigung.

Studien zeigen, dass traumatische Erfahrungen wie Missbrauch und Gewalterfahrungen, Umweltkatastrophen, Kampfeinsätze im Krieg oder schwere Unfälle, nicht nur mit seelischen Beschwerden, sondern häufig mit chronischen Schmerzen, wie zum Beispiel Rückenschmerzen, einhergehen.

Die aktuelle Studie dazu ist ein Projekt des Forschungsverbundes LOGIN, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 3,5 Millionen Euro gefördert wird.

Im Verbund erforschen Wissenschaftler aus Heidelberg, Mannheim, Mainz und Marburg, was sich in Muskeln, Gelenken, Nerven und Haut abspielt, wenn Schmerzen nicht mehr abklingen, sondern sich im Gegenteil ausbreiten und chronisch werden.

Ziel ist es, neue Ansatzpunkte für Diagnostik und Therapie zu identifizieren. Koordinator des Gemeinschaftsprojektes ist Professor Dr. Wolfgang Eich, Spezialist für chronische Schmerzen an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg. (eb)

Anmeldung zu Studie unter Tel.: 06221 / 56 35873; Internet:www.login-verbund.de / Rubrik "Patienten- / Probandenaufrufe"

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