Tennisarm

Spritzen ohne Wirkung?

Kortison, Botulinumtoxin, Hyaluronsäure: Das ist nur eine Auswahl der Wirkstoffe, die bei Tennisarm injiziert werden. Jetzt haben dänische Forscher untersucht, was die Spritzen wirklich bringen.

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Epicondylitis radialis humeri: Injektionen dabei sind nicht schädlich, aber der Nutzen ist wissenschaftlich nicht belegt.

Epicondylitis radialis humeri: Injektionen dabei sind nicht schädlich, aber der Nutzen ist wissenschaftlich nicht belegt.

© evgenyatamanenko / fotolia.com

FREDERIKSBERG (EO). Die Injektionstherapie bei Epicondylitis radialis humeri ("Tennisarm") entbehrt der wissenschaftlichen Grundlage und kann daher nicht empfohlen werden.

Das ist das Fazit von Forschern um Dr. Thøger Persson Krogh von der Uniklinik Kopenhagen nach Auswertung von 17 randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit knapp 1400 Patienten (Am J Sports Med 2012; online 12. September).

Die Wissenschaftler schlagen damit in dieselbe Kerbe wie eine Lancet-Publikation von 2002 mit Patienten aus Allgemeinarztpraxen: Hier waren die Beschwerden in über 80 Prozent der Fälle nach einem Jahr von selbst zurückgegangen

Die aktuelle Metaanalyse berücksichtigt acht verschiedene lokale Strategien: Glukokortikoide, Botulinumtoxin, autologes Blut, plättchenreiches Plasma (PRP) sowie Hyaluronsäure, Sklerosierungstherapie, Polidocanol oder Glykosaminoglykanpolysulfat.

Im Durchschnitt wurden die Patienten über 32 Wochen nachbeobachtet. Nach Ablauf dieser Zeit hatten Kortikoidspritzen gegen die Schmerzen nicht besser geholfen als Placebo (kurzfristige Effekte waren ausgeschlossen).

Studien nur begrenzt aussagekräftig

Das Gleiche galt für Polidocanol sowie für den sogenannten Knorpelschutz mit Glykosaminoglykanpolysulfat.

Botulinumtoxinspritzen hatten einen marginalen Effekt gegenüber Placebo; die Spritze führte aber vorübergehend zu Lähmungserscheinungen an den Fingern - für die dänischen Forscher eine deutliche Einschränkung für den Einsatz im Praxisalltag.

Eine Placebo klar überlegene Wirkung zeigte sich für die Eigenbluttherapie (auch als PRP), für die Sklerosierungs- oder Proliferationstherapie (dabei wird eine konzentrierte Zuckerlösung unter die Haut gespritzt) und für Hyaluronsäurespritzen.

Die Aussagekraft der Studien sei jedoch begrenzt, kritisieren Krogh und Kollegen: Nur eine der beiden Studien zur PRP sowie die beiden Einzelstudien zur "Prolo"-Therapie (mit nur 10 Patienten) und zu Polidocanol (18 Patienten) erfüllten Cochrane-Standards für geringes Verzerrungsrisiko. Insgesamt waren zudem nur drei Autorenteams in der Lage, ihre Firmenunabhängigkeit klar darzulegen.

Immerhin scheinen Sicherheitsbedenken nicht angebracht: Keiner der Patienten hatte die Studien wegen unerwünschter Therapieeffekte abgebrochen.

Die häufigste Nebenwirkung bestand in Schmerzen an der Einstichstelle. Nach Kortisonspritzen wurden selten Hautatrophien oder Pigmentstörungen beobachtet.

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