Frischer Wind für die Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen

MÜNCHEN (sto). In der Neufassung ihrer Leitlinien zur Migränetherapie wollen die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie auch den Wirkstoff Topiramat zur Prophylaxe empfehlen.

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Topiramat ist seit dem 1. August als Topamax® Migräne zur Prophylaxe von Migräne bei Erwachsenen zugelassen, wenn eine Therapie mit Betablockern kontraindiziert ist, nicht erfolgreich war oder aber nicht vertragen wurde (wir berichteten).

Die Neufassung der DMKG-Leitlinien soll Ende dieses Monats veröffentlicht werden. Zur empfohlenen medikamentösen Vorbeugung von Migräneattacken gehören bislang außer den etablierten Prophylaktika wie den Betablockern Metoprolol, Propranolol und Bisoprolol, der Kalzium-Antagonist Flunarizin und das Antikonvulsivum Valproinsäure (bislang im Off-label-use).

Prophylaxe bei eingeschränkter Lebensqualität angezeigt

Eine Indikation für eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe besteht bei besonderem Leidensdruck und bei Einschränkung der Lebensqualität, sagte Professor Hans Christoph Diener aus Essen bei einer Veranstaltung von Janssen-Cilag in München.

Das ist der Fall, wenn Betroffene drei und mehr Migräne-Attacken pro Monat haben, die Attacken regelmäßig länger als 72 Stunden andauern, oder wenn die Attacken auf eine Behandlung nach den Empfehlungen der DMKG (einschließlich Triptanen) nicht ansprechen oder unerwünschte Wirkungen einer Akuttherapie nicht toleriert werden.

Außerdem bestehe eine Indikation zur Prophylaxe, wenn die Frequenz der Attacken zunimmt und an mehr als zehn Tagen im Monat Schmerz- oder Migränemittel eingenommen werden müssen.

Verhaltenstherapie ist eine sinnvolle Ergänzung

Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe könne nichtmedikamentös durch Verhaltenstherapie sowie durch Ausdauersport, zum Beispiel Schwimmen, Joggen oder Radfahren ergänzt werden. Ziel der Prophylaxe sei eine Reduktion von Häufigkeit, Dauer und Schwere der Kopfschmerzattacken um mindestens 50 Prozent und damit auch der Beeinträchtigungen der Lebensqualität, sagte Diener.

Zur Dokumentation sollten Patienten über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen einen Kopfschmerzkalender führen, in dem die Attacken und die Medikation aufgezeichnet werden, empfahl Diener.

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