Implantat soll heftigen Rückenschmerz lindern

GÖTTINGEN (ner). Ein neuartiges Bandscheiben-Implantat für Rückenschmerz-Patienten soll ab diesem Monat am Universitätsklinikum Göttingen sowie am Zentralklinikum Suhl klinisch erprobt werden. Dabei handelt es sich um einen Metalldübel mit Silikonkern.

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Mit dem Implantat für den unteren Lendenwirbelsäulen-Bereich wolle man zwei Dinge erreichen, so Dr. Thorsten Ernstberger von der Orthopädischen Uniklinik Göttingen zur "Ärzte Zeitung": die Höhenrekonstruktion im betroffenen Segment sowie die Verbesserung der Puffereigenschaften.

Gedacht ist das Implantat für Patienten mit heftigen und konservativ kaum zu beeinflussenden Rückenschmerzen, die eindeutig auf einen Bandscheibenverschleiß zurückzuführen sind. Die Abnutzung dürfe allerdings nicht zu weit fortgeschritten sein, weil man möglichst viel Bandscheibengewebe erhalten wolle und nur einen Teil der Bandscheibe ersetze, so Ernstberger. Neurologische Ausfälle sollten ebenfalls keine vorliegen - solche Beschwerden ließen sich mit herkömmlichen Op-Methoden besser lindern.

An der Studie, die in Göttingen und Suhl laufen wird, nehmen 30 Patienten mit starkem Leidensdruck und Schmerzen seit mindestens drei Monaten teil. Daß die Beschwerden wirklich von der Bandscheibe ausgehen, wird außer mit den üblichen bildgebenden Verfahren unter Umständen per Diskographie oder durch probeweises Anspritzen der kleinen Wirbelgelenke ermittelt.

Bei dem elastischen Bandscheibendübel handelt es sich um eine Weiterentwicklung des seit 1997 verwendeten Vollmetall-Bandscheibenspacers, welcher von Professor Wolf Arnold aus Suhl in Kooperation mit dem Unternehmen ESKA-Implants entwickelt worden ist.

Das Implantat wird von ventral per linksseitigem Flankenschnitt oder Pararektal-Schnitt über einen retroperitonealen Zugang eingesetzt. Es verzahnt sich durch seine spezielle Oberflächenstruktur, einer sogenannten Metallspongiosa, in den benachbarten Wirbelkörpern und muß nicht zusätzlich befestigt werden.

Ernstberger grenzt das neue Implantat klar gegen bisherige Bandscheiben-Prothesen ab, wie sie seit Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre verwendet werden. Solche Bandscheiben-Prothesen mit Kunststoffkern seien entwickelt worden, um eine gewisse Beweglichkeit im Wirbelsäulen-Segment zu simulieren. "Es hat sich aber herausgestellt, daß diese Beweglichkeit durch Alterungsprozesse und Narbenbildung im Laufe der Zeit abnimmt", sagte Ernstberger. Mit dem elastischen Bandscheibendübel wolle man daher in erster Linie die Dämpfungseigenschaften der Bandscheibe imitieren.

Insgesamt dürfte die dafür in Frage kommende Patientengruppe eher klein sein, gibt der Göttinger Orthopäde zu. Man wolle sich zunächst auch nur auf die untere LWS und einzelne Wirbelsäulensegmente beschränken, auch wenn bei entsprechender Problematik die simultane Versorgung in zwei Etagen denkbar wäre.

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