Neue Option in der Schmerztherapie

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BERLIN (gvg). Schmerzexperten plädieren dafür, das WHO-Stufenschema flexibler zu handhaben. Niedrig dosiertes Hydromorphon zum Beispiel könne für viele Patienten eine bessere Option sein als die klassischen Opioidanalgetika der WHO-Stufe II.

Beim klassischen Stufenschema der WHO beginnt die Schmerztherapie bekanntlich mit Nicht-Opioidanalgetika. Es folgen auf Stufe II schwach wirksame Opioide und auf Stufe III dann stark wirksame Opioide. "Schmerztherapeuten warten schon länger darauf, dass dieses Schema durch ein integratives Schmerzmodell abgelöst wird", so Dr. Johannes Horlemann aus Kevelaer.

So könne es sowohl für Tumorschmerz-Patienten als auch für Patienten mit chronischen Schmerzen am Bewegungsapparat günstig sein, stark wirksame Opioide schon als zweite Stufe einzusetzen. "Klassische Stufe-II-Medikamente wie Tramadol oder Tilidin machen oft Probleme bei der Wirksamkeit und Verträglichkeit", sagte Dr. Rainer Drews aus Hilden bei einer von Janssen-Cilag unterstützten Veranstaltung. Niedrig dosierte hochpotente Opioide dagegen seien nicht nur wirksamer, sondern oft auch verträglicher. Sie ermöglichten so eine Therapie mit weniger Abbrüchen.

Als Alternative zur klassischen Stufe-II-Medikation sehen die beiden Experten retardiertes Hydromorphon in der niedrigen Dosierung von 4 mg. Ein entsprechendes Präparat will Janssen-Cilag als Jurnista® 4 mg Mitte Februar auf den Markt bringen. Bisher gibt es das Präparat nur als Retardtabletten mit 8 mg, 16 mg, 32 mg und 64 mg Hydromorphon.

"Geeignet ist das niedrig dosierte Präparat vor allem bei nicht-malignen, nicht-progredienten Schmerzen bei Osteoporose, Arthrose oder degenerativen Rückenleiden", sagte Horlemann. Weil damit weniger Übelkeit und eine bessere Wirksamkeit als bei Stufe-II-Präparaten erwartet werden, sei die Chance auf zufriedene Patienten höher. Bei der Dosierung entsprächen 4 mg retardiertes Hydromorphon etwa 200 mg Tramadol oder 150 mg Tilidin, so Horlemann.

STICHWORT

Opioid-Typen

Opioide sind Substanzen, die an Opioidrezeptoren binden. Es gibt drei Typen von Opioiden:

  • Opioide mit rein agonistischer Wirkung, etwa Morphin, Hydromorphon, Tilidin, Tramadol
  • Opioide mit partiell-agonistischer Wirkung, etwa Buprenorphin, Pentazocin, Nalbuphin
  • Opioide mit rein antagonistischer Wirkung sind zum Beispiel Naloxon und Naltrexon
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