Rückenschule plus Arznei erhöht Erfolg bei chronischen Schmerzen

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Nur wenige Rückenschmerzpatienten kehren bei längerfristiger Arbeitsunfähigkeit in den Job zurück.

Nur wenige Rückenschmerzpatienten kehren bei längerfristiger Arbeitsunfähigkeit in den Job zurück.

© Foto: imago

FRANKFURT AM MAIN (hem). Chronische Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Ursachen von Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Die Rückkehrquote ins Erwerbsleben nach zwei Monaten Arbeitsunfähigkeit beziffert Dr. Thomas Cegla aus Wuppertal auf nur 35 Prozent. Um die Erfolgsrate zu erhöhen, sei ein verstärkter Einsatz von multimodal ausgerichteten Therapiekonzepten notwendig.

Eine Chronifizierung von Rückenschmerzen ist nicht nur auf eine Ursache zurückzuführen, erinnerte Cegla beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main. Als chronisch bezeichnete er anhaltende Schmerzen über einen Zeitraum von mehr als zwölf Wochen. Sowohl um eine Chronifizierung zu verhindern als auch um sie zu bewältigen, sei es entscheidend, die Entstehungsmechanismen aufzuschlüsseln und diese den Patienten verständlich zu erläutern.

Wichtige Aspekte dabei seien Häufigkeit, Dauer und Stärke der Schmerzen. Um einen dauerhaften Therapieeffekt zu erzielen, müssten somatische und auch psychosoziale Aspekte der Schmerzgenese einbezogen werden, so der Schmerzspezialist.

Notwendig ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Dazu gehören nach Angaben von Cegla Schmerzbewältigungs- und Entspannungstraining, Muskelkräftigung, Rückenschule, Ergotherapie, transkutane Nervenstimulation und auch eine allgemeine Lebensberatung. Oft werden diese Therapiebausteine aber erst durch eine begleitende medikamentöse Therapie möglich.

Flupirtin bewährt sich als Begleitmedikation

Als Begleitmedikation habe sich bei chronischen Rückenschmerzen besonders das Nicht-Opioid-Analgetikum Flupirtin bewährt, so Privatdozent Dr. Michael Rauschmann von der Orthopädischen Uniklinik Friedrichsheim in Frankfurt am Main. Die Substanz wirkt über eine selektive Öffnung neuronaler Kaliumkanäle dämpfend auf neuronale Erregungsprozesse. Zusätzlich normalisiert sie den Skelettmuskeltonus und wirkt somit Verspannungen entgegen.

Die Analyse einer Verlaufsbeobachtung bei 130 Patienten mit überwiegend chronischen Rückenschmerzen im Bereich von LWS und Kreuzbein ergab für retardiertes Flupirtin (Trancolong®) in der Dosierung von einmal täglich 400 mg schon nach einer Woche eine deutliche Schmerzreduktion: Der Anteil der Patienten mit starken Schmerzen verringerte sich von 65 auf 12 Prozent. Jeder Achte berichtete sogar, von seinen Schmerzen befreit zu sein. Nach einer weiteren Behandlungswoche stieg dieser Anteil auf 31 Prozent. Unter starken Schmerzen litten dann noch 13 Prozent.

Der Therapieerfolg bestätigte sich durch eine deutliche Reduzierung der analgetischen Komedikation von 66 auf 37 Prozent und eine verbesserte Aktivität im zweiwöchigen Beobachtungsverlauf, so Rauschmann. Während am Anfang nur jeder Achte davon sprechen konnte, im Berufsleben nicht beeinträchtigt zu sein, war es nach zwei Wochen jeder Zweite.

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