Von-Basedow-Preis für Arbeit zu seltener Erbkrankheit

Eine Therapieoption für Patienten mit dem Allan-Herndon-Dudley-Syndrom könnten Chaperone sein. Für ihre Forschung zu der seltenen Erkrankung ist eine Bonner Biochemikerin nun geehrt worden.

Von Silke Wedekind Veröffentlicht:
Preisverleihung in Würzburg: v.l. Professor Martin Reincke (Präsident der DGE), Dr. Doreen Braun (Preisträgerin des Basedow-Preises 2017) und Brigitte Knopp vom Unternehmen Henning.

Preisverleihung in Würzburg: v.l. Professor Martin Reincke (Präsident der DGE), Dr. Doreen Braun (Preisträgerin des Basedow-Preises 2017) und Brigitte Knopp vom Unternehmen Henning.

© DGE/Herribert Boernichen

WÜRZBURG. Der Von-Basedow-Preis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) wurde dieses Jahr an Dr. Doreen Braun für ihre Arbeit zum Allan-Herndon-Dudley-Syndrom (AHDS) verliehen. Die Forscherin aus Bonn erhielt den vom Unternehmen Henning Berlin Arzneimittel unterstützten Preis für ihre Arbeit zur Wirkung des chemischen Chaperons Natriumphenylbutyrat auf die mit dem AHDS assoziierte MCT8-Mutation.

Auch 2017 gibt es wieder eine Schilddrüsenwoche. Sie findet vom 8. bis 12. Mai statt. Mehr Informationen unter: www.infoline-schilddruese.de

Mit dem Von-Basedow-Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, werden Arbeiten zum Thema Thyreologie aus klinischen und klinisch experimentellen Arbeiten sowie der Grundlagenforschung honoriert, die sich mit diagnostischen und therapeutischen Problemen befassen. Der Preis wurde aus Anlass des 60. Deutschen Kongresses für Endokrinologie verliehen.

AHDS ist eine seltene Erkrankung, für die es bislang außer unterstützenden Maßnahmen praktisch keine Behandlungsmöglichkeit gibt. Das X-chromosomale Syndrom geht mit schwerer psychomotorischer Retardierung einher. "Ursache der Erkrankung sind Mutationen im SCL16A2-Gen, das für den Monocarboxylat-Transporter 8 (MCT8) kodiert, einen spezifischen Transporter für das T3-Schilddrüsenhormon", erläuterte Dr. Doreen Braun, Preisträgerin des Jahres 2017, vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Bonn. Die Symptomatik entstehe durch die vorgeburtlich einsetzende Unterversorgung des Gehirns mit Schilddrüsenhormon.

Wie die Biochemikerin weiter ausführte, gibt es Patienten – etwa Träger der MCT8delF501-Mutation – bei denen die Erkrankung etwas weniger schwer verläuft: "In diesen Fällen ist der Transporter zwar funktionell, aber in seiner Stabilität herabgesetzt". Die Stabilität solcher Transportproteine könne mittels synthetischer Chaperone wie dem bereits zur Behandlung bei Harnstoffzyklusstörungen zugelassenen Natriumphenylbutyrat günstig beeinflusst werden.

Braun konnte in ihrer mit dem Von-Basedow-Preis ausgezeichneten Arbeit zeigen, dass Natriumphenylbutyrat ebenso wie das Isoflavonoid Genistein im Zellmodell konzentrationsabhängig die Proteinexpression steigern kann (Endocrinology 2017; 158: 678-691). "Mit dieser gesteigerten Proteinexpression ist zugleich eine erhöhte T3-Aufnahme verbunden. Damit könnten die Chaperone das Potenzial zur Behandlung von Patienten haben", so Braun. Getestet wurden verschiedene Mutationen, von denen die meisten auf Natriumphenylbutyrat ansprachen und, allerdings deutlich schwächer, auch auf Genistein.

Da zurzeit kein geeignetes Mausmodell zur Verfügung steht, soll der mögliche Therapieansatz nun zunächst mithilfe eines iPS (induzierte pluripotente Stammzellen)-Modells weiter evaluiert werden.

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