Forschung

Mini-Gehirn aus der Petrischale

Hirn-Organoide aus Hautzellen von Patienten, die am Miller-Dieker-Syndrom leiden, eröffnen neue Einblicke in die Entstehung der Krankheit.

Veröffentlicht:

BONN. Eine neue Methode könnte die Erforschung von Entwicklungsstörungen des Gehirns einen Schritt voranbringen: Forscher der Uni Bonn transferierten Hautzellen von Patienten, die am Miller-Dieker-Syndrom leiden, in sogenannte "Alleskönner"-Stammzellen. Anschließend generierten sie aus diesen Zellen Hirn-Organoide, die im Aufbau dem menschlichen Gehirn ähneln (Cell Rep 2017; 19: 50–59).

In Organoiden organisieren sich die Gehirnzellen selbst: Die Stammzellen teilen sich; ein Teil der Tochterzellen entwickelt sich zu Nervenzellen; diese wandern dorthin, wo sie gebraucht werden, erinnert die Uni Bonn. Für die dichte und gleichmäßige Packung der Stammzellen sind dabei bestimmte Proteine verantwortlich.

Die Bildung dieser Moleküle ist bei Patienten gestört, infolgedessen sind die Stammzellen nicht so eng gepackt und regelmäßig angeordnet. Diese schlechte Organisation führt unter anderem dazu, dass sich die Stammzellen frühzeitiger differenzieren.

"Die Änderung der dreidimensionalen Gewebe-Struktur führt also ursächlich zu einem geänderten Teilungsverhalten", wird Studienautorin Dr. Julia Ladewig in der Mitteilung zitiert. "Dieser Zusammenhang war weder im Mausmodell noch in zweidimensionalen menschlichen Kultursystemen erkennbar."

Das Miller-Dieker-Syndrom ist auf einen Chromosomendefekt zurückzuführen, der unter anderem eine Fehlbildung der Hirnrinde zur Folge hat."Bei Patienten ist die Hirnoberfläche kaum gefurcht, sondern mehr oder weniger glatt", so Vira Iefremova, Doktorandin und Erstautorin der Studie.(eb)

Mehr zum Thema

Seltene Erkrankung

Ödeme beider Handrücken: An was denken Sie?

Bundesweites Modellvorhaben

Die Ganz-Genom-Sequenzierung startet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen