Bald gibt es neue Daten zu Arthrose in Deutschland

HERNE (iss). In Herne ist in dieser Woche eine groß angelegte epidemiologische Studie zur Osteoarthrose angelaufen. Ärzte der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation des Herner Marienhospitals wollen gemeinsam mit der "Initiative Stark gegen den Schmerz" herausfinden, wie stark Arthrose in Deutschland verbreitet ist, wie die Patienten versorgt werden und wie sehr ihr Alltagsleben durch die Erkrankung beeinträchtigt wird.

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"Es ist der erste Versuch einer repräsentativen Untersuchung in Deutschland", so Oberarzt Dr. Ulrich Thiem vom Marienhospital, ein Klinikum der Ruhruniversität Bochum. "Arthrose ist eine relativ häufige Erkrankung, die aber weder in der Bevölkerung noch in der Ärzteschaft die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient", sagte Thiem im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Arthrose ist die häufigste Schmerzursache

Osteoarthrose, gefolgt von Bandscheibenvorfall, Traumata, rheumatoider Arthritis und Kopfschmerzen sind häufige Ursachen von chronischen Schmerzen.

Die Untersuchung ist Teil des neuen Schwerpunkts Versorgungsforschung der Bochumer Universität. In die "Herner Arthrose-Studie" (HER-AS) werden 8000 deutschsprachige Einwohner der Stadt Herne einbezogen, die älter als 40 Jahre alt sind. Sie erhalten einen Fragebogen mit mehr als 60 Fragen zum Thema Schmerzen. Dabei geht es vor allem um Schmerzen bei Bewegungen. "Eine zentrale Frage ist für uns, welche Alltagsrelevanz das Phänomen Schmerz für die Menschen hat", sagte der Arzt.

Am vergangenen Samstag haben die Initiatoren der Studie die Bevölkerung mit einer großen Auftaktveranstaltung im Beisein der Schauspielerin Senta Berger über die Aktion informiert. Berger ist Schirmherrin der "Initiative Stark gegen den Schmerz". Die niedergelassenen Ärzte der Ruhrgebietsstadt sind bereits über die Untersuchung informiert worden. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen. "Das Thema ist für die Ärzte praxisrelevant", sagt Thiem.

Er rechnet nach den Erfahrungen aus einer Befragung zum Thema Prostata und der umfangreichen Information über die Aktion mit einer Rücklaufquote von 50 Prozent der Fragebögen. Alle Teilnehmer, die unter Knie- oder Hüftgelenksbeschwerden leiden, werden zu einer Untersuchung eingeladen, nach Schätzung von Thiem sind es etwa 1500. Die Untersuchungen werden voraussichtlich bis Herbst 2006 laufen. Erste Ergebnisse aus der Fragebogen-Erhebung sollen Mitte diesen Jahres vorliegen.

Schon jetzt melden sich Betroffene, die an der Untersuchung teilnehmen wollen, berichtet Thiem. Sie erhalten ebenfalls den Fragebogen - er wird separat ausgewertet, die Ergebnisse werden dann mit denen der Stichprobenerhebung verglichen.

Er hofft, daß die Studie außer Daten zur Prävalenz der Erkrankung vor allem Informationen darüber liefert, zu welchen Problemen die Arthrose im Alltag der Patienten führt, in welchem Umfang sie zur gesellschaftlichen Isolation von Älteren beiträgt oder sie von notwendigen Arztbesuchen abhält. "Es geht um alltagsrelevante Probleme, die die Ärzte oft gar nicht wahrnehmen können."

Wenn es gelingt, ein Risikoprofil für Arthrosepatienten zu erstellen, könnte man Maßnahmen entwickeln, um rechtzeitig gegenzusteuern, sagt Thiem. Möglich sei etwa ein Gelenk-Check für über 80jährige. "Es geht uns nicht darum, die mangelnde Versorgungslage anzuprangern, sondern um gezielte Angebote für die Praxis, mit denen die Situation verbessert werden kann."

Weitere Informationen zur Untersuchung gibt es bei der HER-AS-Hotline unter Telefon 0 23 23 / 4 99 59 12.

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