Kein vorzeitiger Verschleiß

Joggen mit neuer Hüfte schadet nicht

Kann man einem Jogger empfehlen, nach der Implantation einer Totalhüftendoprothese seinen Sport weiter zu betreiben? Einer japanischen Studie zufolge ist dies ohne Schaden für das neue Gelenk möglich - zumindest im gewählten Beobachtungszeitraum.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Wenn für Europäer dasselbe gilt wie für die japanischen Studienteilnehmer, wäre Joggen auch mit einer Totalhüftendoprothese erlaubt.

Wenn für Europäer dasselbe gilt wie für die japanischen Studienteilnehmer, wäre Joggen auch mit einer Totalhüftendoprothese erlaubt.

© Getty Images/Ingram Publishing

SUITA / JAPAN. Rund 4% der Patienten einer japanischen Studie gaben an, nach Implantation einer Totalhüftendoprothese zu joggen.

Innerhalb von durchschnittlich fünf Jahren nach dem Eingriff zeigte sich bei keinem der Operierten ein negativer Einfluss auf das künstliche Gelenk.

Zudem zeigten sich Vorteile beim Schmerz und bei der Funktion (Am J Sports Med 2013, online 10. Oktober).

Joggen gilt als Sport mit hoher Belastung. Solche "High-Impact"-Sportarten werden in der Regel, ähnlich wie Fußball oder Basketball, nach einer Totalhüftendoprothese (TEP) wegen der hohen Krafteinwirkung auf das Hüftgelenk nicht empfohlen. Doch es gibt bislang nur wenige Daten zu diesem Thema.

An der Fall-Kontroll-Studie nahmen 608 Patienten teil

Japanische Orthopäden haben jetzt in einer Fall-Kontroll-Studie die Möglichkeiten von 608 Patienten nach TEP zwischen 2005 und 2011 ausgelotet.

Die Patienten im Alter von durchschnittlich 62 Jahren wurden zwischen 2,3 und 7,8 Jahre nachbeobachtet. 527 der Operierten erhielten eine konventionelle TEP, 81 einen Oberflächenersatz nach der Resurfacing-Methode (Hip Resurfacing Arthroplasty, HRA).

In Fragebögen hielten die Patienten ihre Jogginggewohnheiten vor und nach der Operation fest und mit Röntgenaufnahmen, spezieller Software sowie Laboruntersuchungen wurden der korrekte Sitz der Prothese und eventuelle Abnutzungserscheinungen überprüft.

5,4% der Patienten waren vor der Operation aktive Jogger gewesen. 3,2% joggten nach dem Eingriff, meist waren dies Männer bzw. Patienten, die auch vor der TEP diesen Sport ausgeübt hatten.

Von den 23 Patienten, die nach der Operation noch durchschnittlich viermal pro Woche zwischen 0,5 und 15 km unterwegs waren, hatten 13 eine konventionelle TEP und zehn eine HRA erhalten. Die Laufdauer lag zwischen 5 und 90 Minuten, das Durchschnittstempo bei 7,7 km/h.

Keine Schmerzen und kein Metallabrieb

Keiner dieser Läufer klagte über Schmerzen und bei keinem stiegen die Werte für Kobalt und Chrom im Serum, als Indikatoren für einen Metallabrieb im künstlichen Gelenk, über 7 ppm an.

Bei keinem Patienten traten in dem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von fünf Jahren Verschiebungen oder Lockerungen der Hüfte auf.

Auch vorzeitiger Verschleiß war nirgendwo erkennbar. Zudem zeigte sich bei den Joggern im WOMAC-Score ein signifikant geringerer postoperativer Schmerz und eine bessere körperliche Funktionsfähigkeit als bei den Nichtläufern.

Insgesamt wären 75 der operierten Patienten nach dem Eingriff gerne gejoggt.

Als Gründe, warum sie diesen Wunsch letztlich doch aufgegeben hatten, gaben 61% Angst zu Protokoll, 24% klagten über Schmerzen, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit oder Muskelschwäche, 15% gaben Kreuz- oder Kniebeschwerden als Grund an.

Das Fazit der Autoren lautet: Um den Patienten die Angst vor den negativen Folgen des Joggens mit einem neuen Hüftgelenk nehmen zu können, müssen Patienten, die nach der Op High-Impact-Sportarten betreiben, in künftigen Studien länger als fünf Jahre nachbeobachtet werden, so die Autoren.

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