Risiko steigt

Kunstknie im Alter durch Übergewicht mit 20

Überschüssige Pfunde in jungen Jahren können die Knie schädigen. In einer Kohortenstudie stieg das Risiko, später ein Kunstknie zu bekommen, wenn das Gewicht schon vor dem 20. Lebensjahr erhöht war.

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Nur reguläre Belastung fördert die Knorpelreifung, bei Übergewicht ist die Anpassungsfähigkeit oft überschritten.

Nur reguläre Belastung fördert die Knorpelreifung, bei Übergewicht ist die Anpassungsfähigkeit oft überschritten.

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SKIEN. Dass eine starke Gewichtszunahme in jungen Jahren auf die Gelenke geht, diese langfristig sogar zerstören kann, hatten die norwegischen Forscher bereits am Beispiel des Hüftgelenks gezeigt.

Jetzt erbrachten Hilde Apold vom Telemark Hospital in Skien und ihre Kollegen den entsprechenden Beweis auch für das Knie (Osteoarthr Cartil 2014; online 12. März).

105.190 Männer und 120.718 Frauen hatten an der prospektiven Studie teilgenommen. Ein erstes Gewichts- bzw. BMI-Screening erfolgte im Alter von durchschnittlich 26,2 Jahren, zum zweiten Mal wurden die Untersuchungen mit durchschnittlich 44,4 Jahren durchgeführt.

Ab einem Alter von etwa 51 Jahren wurde beobachtet, ob sich eine schwere Gonarthrose einstellte, die den Totalersatz des Kniegelenks erforderlich machte. Zum Ende des 12-jährigen Follow-up waren die Teilnehmer durchschnittlich 62,3 Jahre alt (SD 8,4).

1591 Personen hatten bis zu diesem Zeitpunkt ein Kunstknie erhalten. Die Forscher teilten die Patienten gemäß ihrer jährlichen BMI-Zunahme zwischen den beiden Screenings in Quartilen ein.

Was sich herausstellte, war wenig überraschend: Sowohl Männer als auch Frauen in der höchsten Quartile, also mit einer jährlichen BMI-Zunahme von mehr als 0,21 (Männer) bzw. mehr als 0,18 (Frauen) hatten das höchste Risiko, einen Gelenkersatz zu erhalten.

Im Vergleich zur niedrigsten Quartile (BMI-Zunahme , 0,03 bzw. ,- 0,01) nahm dieses Risiko bei den Männern um 49 Prozent zu, bei den Frauen um über 50 Prozent.

Risiko steigt mit dem Gewicht

Der Risikoanstieg war umso größer, je stärker die Teilnehmer zugelegt hatten: Für jede BMI-Steigerung um 0,1 und für jede Gewichtszunahme um 5 kg stieg das Risiko für ein künstliches Gelenk bei den Männern um den Faktor 1,11 (RR). Für die Frauen nahm das Risiko um den Faktor 1,18 bzw. 1,22 zu.

Als besonders riskant für beide Geschlechter erwies sich eine Gewichtszunahme, wenn sie bereits in jüngerem Alter stattfand. So ergab sich für 17- bis 20-Jährige pro 5 Kilo Gewichtszunahme ein Risikoanstieg um 26 Prozent bei den Männern und um 43 Prozent bei den Frauen.

Bei den 21- bis 40-Jährigen lagen die Risikozuwächse bei 13 Prozent (Männer) bzw. 24 Prozent (Frauen). Jenseits der 40 verlor sich bei beiden Geschlechtern der Zusammenhang.

Je länger überschüssige Pfunde auf dem Kniegelenk lasten, desto höher sei das Risiko einer späteren schweren Arthrose, so die Erklärung der Forscher. Zudem sei der Knorpel bei jüngeren Menschen noch empfänglicher für Schäden durch Belastung, mutmaßen die Autoren.

Reguläre Belastung habe zwar einen positiven Effekt auf die Knorpelreifung; allerdings gebe es bei der Anpassungsfähigkeit des Gewebes Grenzen.

Die Ergebnisse deuteten an, so Apold und Kollegen, dass man mit Gewichtsmanagement in jungen Jahren einer schweren Kniearthrose im Alter vorbeugen kann. (EO)

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