Hüftgelenk

Nach TEP verliert der proximale Femur an Knochenmasse

Benötigen junge und aktive Patienten einen Hüftgelenkersatz, stellt sich die Frage, mit welcher Variante ihnen am meisten gedient ist. Eine Studie bestätigt, dass nicht zementierte totale Endoprothesen zum Verlust von Knochenmasse führen.

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ST. LOUIS. Ein Team um Denis Nam von der Washington University School of Medicine hat im Rahmen einer Studie über fünf Jahre hinweg den Verlauf nach einem Ersatz des Hüftgelenks bei 96 Patienten mit 103 operierten Hüftgelenken verfolgt.

58 Hüftgelenke waren mit einem Oberflächenersatz (OE) versorgt, in 45 Fällen war eine Totalendoprothese (TEP) im zementfreien Verfahren eingebaut worden (J Arthroplasty 2016; online 3. Juni).

Die beteiligten Patienten waren im Mittel um die 50 Jahre alt und körperlich aktiv. Im UCLA (University of California at Los Angeles) Activity Score kamen sie auf mindestens 6 von 10 Punkten, was eine regelmäßige Teilnahme an zumindest mäßig belastenden Aktivitäten bedeutet.

Im Mittel lagen die Werte bei rund 7 Punkten. Nach der Operation stieg die Punktzahl auf rund 8, was etwa regelmäßigem Golfen oder Kegeln entspricht. Statistisch gesehen bestand zwischen der OE- und der TEP-Gruppe kein Unterschied.

Im Harris Hip Score (HHS), mit dem die durch eine Erkrankung des Hüftgelenks verursachten Alltagsprobleme und -beschwerden erfasst werden, waren vor der Operation in beiden Gruppen Werte von rund 60 Punkten zu verzeichnen - gemäß der HHS-Bewertung ein schlechtes Ergebnis.

Nach dem Eingriff zum Hüftersatz stiegen die Punktzahlen in beiden Gruppen auf durchschnittlich mehr als 90 und lagen damit im als exzellent eingestuften Bereich. Auch hier gab es keine bedeutsame Differenz zwischen OE und TEP.

Stärkster Rückgang in Zone 7

Unterschiede ergaben sich über die Zeit hinweg jedoch mit Blick auf die Knochendichte im Oberschenkel. Hier zeigte sich nach Oberflächenersatz während der Beobachtungszeit kein Rückgang der Knochendichte in den sieben Gruen-Zonen des Femurs. Eher war im lateralen Bereich sogar eine Zunahme zu verzeichnen.

Hingegen waren nach Einbau einer zementfreien TEP über die Zeit hinweg signifikante Abnahmen der Knochenmineraldichte in den Gruen-Zonen 1, 2 und 7 festzustellen, also lateral am Trochanter major und im darunterliegenden Bereich sowie medial im Gebiet des Trochanter minor.

In Zone 7 gab es den stärksten Rückgang, im Calcar femorale fiel der Dichtewert im Vergleich zum Ausgangswert auf 89,2 Prozent.

Ein Verlust periprothetischen Knochengewebes nach TEP-Einbau ist auch in früheren Studien schon dokumentiert worden. Der Verlust wird auf die prothesenbedingte Abschirmung des Knochens gegen Belastung zurückgeführt, er erhöht die Gefahr einer aseptischen Lockerung.

Mit den vorliegenden Ergebnissen ist klar, dass der Knochenabbau im proximalen Femur nach TEP auch bei jungen, aktiven Patienten eintritt und langzeitig vonstattengeht.

Unklar bleibt, was der Knochenabbau klinisch bedeutet. Nam und Mitarbeiter zufolge könnten die Ergebnisse ihrer Studie jedenfalls helfen, Endoprothesen zu konstruieren, die einen physiologischeren Belastungstransfer im proximalen Femur ermöglichen. (rb)

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