Für kleine Knorpelschäden reicht Anfrischung

TROMSÖ (ner). Bei begrenzten Knorpeldefekten im Knie sind die Ergebnisse nach autologer Chondrozytentransplantation nicht besser als nach einfachem Anfrischen der Gelenkfläche. Spricht das gegen die anspruchsvolle Transplantation, die zudem zwei Operationen statt einer erforderlich macht?

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Norwegische und britische Orthopäden haben beide Methoden verglichen. 40 Patienten mit einzelnen, symptomatischen Knorpeldefekten am femoralen Kondylus wurden arthroskopisch Knorpelzellen aus unbelasteten Gelenkbereichen entnommen. Diese Zellen wurden vier Wochen kultiviert und danach in einer zweiten Arthroskopie transplantiert.

Bei weiteren 40 Patienten haben Dr. Gunnar Knutsen vom Universitätskrankenhaus Troms¢ in Norwegen und seine Kollegen jedoch lediglich die Gelenkfläche nach dem Prinzip der Mikrofrakturierung angefrischt und damit die Knorpel-Neubildung angeregt. Dabei werden gleich bei der ersten Arthroskopie mit einem Dorn mehrere winzige Löcher in den Knochen unter der defekten Stelle geschlagen. Dadurch entsteht eine Verbindung zum Knochenmark, wodurch Stammzellen hervorgespült werden und neuer Knorpel entstehen kann.

Nach zwei Jahren stellten Knutsen und seine Mitarbeiter weder bei den meisten klinischen Scores noch makroskopisch bei erneuten Arthroskopien oder histologisch wesentliche Unterschiede zwischen den Gruppen fest (JBJS 86, 2004, 455).

Das erstaunt, denn nach Mikrofrakturierung wird eher mit der Bildung minderwertigen Faserknorpels gerechnet, nach Transplantation dagegen eher mit dem erwünschten hyalinen Knorpel. Insgesamt fand Knutsen in jeder Gruppe zu etwa 50 Prozent hyalinen Knorpel. Zwei Drittel aller Patienten hatten nach zwei Jahren signifikant weniger Schmerzen als vor der Operation. Ein Aktivitäts-Score fiel in der Mikrofrakturierungs-Gruppe sogar signifikant besser aus. In der Transplantations-Gruppe waren zehn Re-Operationen nötig, in der Mikrofrakturierungs-Gruppe vier.

In einem Kommentar rät Dr. Scott A. Rodeo aus New York zur Mikrofrakturierung bei isolierten Knorpeldefekten des femoralen Kondylus, die kleiner als vier Quadratzentimeter sind. Für größere Defekte sei die Transplantation besser.

Bereits absehbare weitere Verbesserungen der Transplantationstechnik (wir berichteten) werden nach Rodeos Ansicht künftig die postoperativen Ergebnisse weiter optimieren.

Der Kommentar von Dr. Scott A. Rodeo steht unter www.jbjs.org/Comments/2004/cp_mar04_rodeo.shtml

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