Verlagerter Muskel macht gelähmte Arme wieder etwas beweglich

HANNOVER (ner). Orthopäden in Hannover wollen Menschen mit Armlähmung mit einer verbesserten Operationstechnik helfen. Die Verpflanzung des Trapezius-Muskels soll das Schultergelenk stabilisieren und die Schulterfunktion verbessern.

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Meist sind es junge Motorradfahrer, bei denen nach einem Unfall das Nervengeflecht des Arms (Plexus brachialis) zerstört ist mit der Folge einer schlaffen Lähmung. Der Arm muß in einer Schlinge getragen werden. Trotz neurochirurgischer Bemühungen bleiben insbesondere der Musculus deltoideus und der M. supraspinatus ganz oder teilweise gelähmt.

Privatdozent Oliver Rühmann von der Medizinischen Hochschule Hannover und seine Kollegen bieten solchen Patienten einen Trapezius-Transfer an. Dazu wird zunächst der Deltamuskel teilweise abgelöst. Danach verlegen die Orthopäden den Ansatz des Trapezius auf den Oberarmknochen, indem das Acromion von der Scapula getrennt und mit zwei Schrauben am Humerus fixiert wird.

Um das funktionelle Ergebnis dieses Eingriffs zu überprüfen haben Rühmann und seine Kollegen 80 Patienten mit Plexus-brachialis-Lähmung, die zwischen 1994 und 2003 operiert worden waren, durchschnittlich zweieinhalb Jahre lang nachuntersucht.

Die meisten waren nach der etablierten Saha-Methode wie beschrieben operiert worden. Es seien jedoch bessere Ergebnisse zu erreichen, wenn dieses Verfahren modifiziert werde, so Rühmann im "Journal of Bone and Joint Surgery" (87-B, 2005, 184).

Dabei wird der Deltamuskel nicht wie bisher locker auf den transferierten Trapezius-Muskel aufgenäht, sondern unter besonders starkem Zug soweit wie möglich halswärts. Dadurch unterstützen die gelähmten Deltamuskelfasern die Kraftübertragung des Trapezius auf den Oberarmknochen.

Insgesamt verbesserte die Operation die Abduktion von durchschnittlich sechs Grad vor der Op auf 34 Grad danach und die Anteversion von zwölf auf 30 Grad, bei einzelnen Patienten waren Verbesserungen des Bewegungsausmaßes auf bis zu 90 Grad erreicht worden. Die Ergebnisse waren um so besser, je mehr Muskelfunktion nach der Verletzung noch erhalten war.

Die häufig bestehende Subluxation im Schultergelenk nach inferior war zwar mit der klassischen Operationsmethode oft gebessert. Mit der modifizierten Saha-Operation gelang dies aber deutlich öfter. Auch Komplikationen wie die Verkürzung der Trapeziussehne oder die Notwendigkeit eine Revisionsoperation waren bei den 22 Patienten, die mit modifizierter Technik operiert worden waren, nicht aufgetreten.

"Die Patienten können den Arm besser bewegen und das Schultergelenk wird stabiler als bei der herkömmlichen Technik", faßte Rühmann zusammen. Vor allem sei es den Betroffenen wieder möglich, den Arm zu kontrollieren.

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