Kollagen-Gel hilft bei Knorpelläsion

BERLIN (ugr). Werden Patienten mit Knorpelläsionen im Kniegelenk mit einem Knorpeltransplantat behandelt, sollten mögliche Instabilitäten wie Kreuzbandverletzungen oder Achsfehlstellungen gleich mitversorgt werden. Darauf wies Professor Thomas Barthel von der Uniklinik Würzburg beim gemeinsamen Kongreß der Orthopäden und Unfallchirurgen in Berlin hin.

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"Die operative Korrektur der Instabilität, etwa in Form einer Umstellungsosteotomie oder einer Kreuzbandplastik, sollte immer gleichzeitig mit der Knorpelbehandlung erfolgen. Das Transplantat hat ansonsten keine Chance, sich zu stabilisieren und für eine Funktionsverbesserung zu sorgen", sagte Barthel bei einem von dem Unternehmen Ars Arthro ausgerichteten Symposium.

Knorpelschäden werden bereits seit längerem mit der autologen Chondrozyten-Transplantation (ACT) behoben. Ein großer Nachteil der klassischen ACT ist nach Angaben von Dr. Stefan Andereya, Orthopäde an der Uniklinik Aachen, daß eine flüssige Zellsuspension verarbeitet wird, die mit einem Periostlappen fixiert werden muß. "Durch das Einnähen kann gesunder umliegender Knorpel geschädigt werden", sagte Andereya. Außerdem handele es sich um einen zeitaufwendigen, technisch schwierigen Eingriff.

Einfacher und genauso erfolgversprechend ist nach Angaben von Andereya das CaReS® (Cartilage-Regenerations-System)-Verfahren, das sich für Knorpeldefekte bis zu einer Größe von zehn Quadratzentimetern eignet. Bei der Methode werden patienteneigene Knorpelzellen innerhalb von 14 Tagen in einem Kollagen-Gel vermehrt.

Das Transplantat ist form- und druckstabil und kann während der OP exakt dem Defekt angepaßt werden. Ein Fibrinkleber ersetzt den komplizierten Findungsprozeß der ACT.

Andereya hat je zehn mit dem neuen System und mit ACT versorgte Patienten über zwei Jahre beobachtet. Die Patienten waren im Mittel 38 Jahre alt, die Läsion etwa sechs Quadratzentimeter groß. Op-Dauer (110 min mit ACT versus 70 min mit neuem System) und Inzision (19 versus 14 cm) beanspruchten die Patienten bei dem herkömmlichen Verfahren deutlich mehr; das größere Op-Trauma führte häufiger zu Ergüssen als bei der neuen Methode.

Die mit dem Kollagen-Gel behandelten Patienten waren deutlich zufriedener mit dem Heilungsverlauf und der Funktionalität des Gelenks als ACT-Patienten. Und dies steigerte sich im Gegensatz zu den ACT-Patienten noch nach dem ersten postoperativen Jahr. Drei Monate nach dem Eingriff ist eine Vollbelastung des Gelenks möglich. Sport sollte frühestens nach zwölf Monaten getrieben werden.

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