Knorpel-Transplantation nützt vor allem jungen Patienten

BERLIN (ugr). Vier von fünf mit einem Knorpeltransplantat behandelte Patienten beurteilen die Wirksamkeit des Verfahrens mit gut bis sehr gut. Ob der Defekt im Kniegelenk dadurch jedoch dauerhaft beseitigt ist, lasse sich noch nicht sagen, da Langzeitdaten fehlen, so Dr. Jörn Steinhagen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

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Steinhagen hat beim gemeinsamen Kongreß der Orthopäden und Unfallchirurgen in Berlin die Ein-Jahres-Ergebnisse einer Studie zur Knorpel-Regenerationstechnik CaReS® vorgestellt. Hierbei werden zuvor entnommene Chondrozyten in eine dreidimensionale gelartige Kollagenmatrix eingebracht und kultiviert.

Nach etwa 14 Tagen wird ein individuell hergestelltes Transplantat, das noch während der OP anpaßbar ist, mit Fibrinkleber auf den Defekt gesetzt.

An der noch laufenden Multicenter-Studie nehmen 152 Patienten teil, bei denen über zehn Jahre lang Daten erhoben werden sollen. Die Patienten, etwa gleich viele Männer und Frauen, waren zu Beginn im Mittel 34 Jahre alt; jeder dritte hatte bereits seit mehr als fünf Jahren Kniebeschwerden, 82 Prozent von ihnen hatten bereits mindestens eine Gelenk-Operation.

"Bei allen Patienten lag die Defektgröße zwischen 2,5 und 10 cm2; wichtiges Einschlußkriterium war, daß gesunder Umgebungsknorpel vorhanden war", sagte Steinhagen bei einem vom Unternehmen Ars Arthro initiierten Symposium.

3, 6 und 12 Monate nach dem Eingriff wurde der Verlauf kontrolliert. Die Ergebnisse nach einem Jahr: Der IKDC (International Knee Documentation Committee, KT1000-Arthrometer)-Score, der subjektive und objektive Bewertungskriterien umfaßt, war bei den Patienten signifikant um im Mittel 25 Punkte gestiegen - von 40 auf 65. Je jünger die Patienten waren, desto besser war das Behandlungsergebnis, auch wenn ältere und jüngere Patienten vom gleichen Ausgangswert gestartet waren.

Je kürzer die Krankengeschichte, desto besser der Heilungsprozeß. Je weniger Gelenkoperationen die Patienten vor der aktuellen Behandlung hatten, desto besser war der postoperative Verlauf. Und: Je größer der Defekt war, desto größer war auch der Anstieg des IKDC-Scores, wenngleich der Ausgangswert bei großen Defekten deutlich niedriger war.

Patienten mit femoralen und patellaren Defekten profitieren von der Behandlung mehr als solche mit tibialen Läsionen. Das klinische Ergebnis könne noch nicht abschließend beurteilt werden, da sich das Transplantat weiter verfestige und die körperliche Belastung jedes Einzelnen weiter gesteigert werden müsse, so Steinhagen.

Mit Sport dürfe frühestens nach einem Jahr begonnen werden. In einer weiteren Studie ist Dr. Uwe Schneider von der Uniklinik Aachen zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Er hatte das Verfahren auch bei Patienten mit sehr großen Defekten, die Kandidaten für eine Endoprothese waren, erprobt.

Sein Fazit: "Auch von diesen Patienten profitiert etwa jeder zweite von der Methode. Insgesamt ist das Verfahren gut geeignet für lokal begrenzte Defekte unter 10 cm2 Größe."

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