Seltene Osteomyelitis-Form ließ Kind humpeln
WEILHEIM (ner/gwa). Nach der Devise "Seltenes ist selten" wird die Suche nach der Ursache scheinbar harmloser Beschwerden manchmal vorzeitig eingestellt. Ein Kollege ließ bei einem jungen Mädchen mit Sprunggelenksschmerzen jedoch nicht locker, diagnostizierte eine seltene Osteomyelitis-Form und behandelte erfolgreich.
Veröffentlicht:Ein elfjähriges Mädchen mit akuten Schmerzen im oberen Sprunggelenk wurde zu Dr. Klaus Bachfischer ans Orthopädische Fachzentrum Weilheim überwiesen. Für die Beschwerden ließ sich keine äußere Ursache ermitteln. Am rechten Innenknöchel stellte der Orthopäde einen Druckschmerz fest, die Beweglichkeit des oberen Sprunggelenks war schmerzbedingt eingeschränkt ("Orthopädie & Rheuma" 1, 2006, 70).
Erhöhte Entzündungsparameter, Rheumafaktoren oder Borreliose-Titer lagen nicht vor, ebenso waren die konventionellen Röntgenbilder ohne Befund. Nur der Antistreptolysin-Titer war erhöht - ein Hinweis auf einen Infekt mit betahämolysierenden Streptokokken.
In der Tat ergab die Magnetresonanztomographie des rechten oberen Sprunggelenks eine umschriebene ödematöse Veränderung im Knochen an der inneren unteren Tibia-Metaphyse. Der sichtbare Prozeß reichte an die Wachstumsfuge heran. Die Diagnose lautete: primär chronische Osteomyelitis vom Typ Garré.
Typisch für primär chronische Osteomyelitiden sind Knochenverdichtungen und Sklerosierungen. Manchmal ist die Abgrenzung zu Ermüdungsfrakturen und zum Osteoidosteom schwierig. Die Garré-Osteomyelitis verläuft nicht eitrig. Es wird diskutiert, ob es sich bei dieser Osteomyelitis-Form eventuell um eine starke Immunreaktion nach einem Infekt handelt, wobei im Knochen in der Regel keine Bakterien nachweisbar sind.
Dennoch wird mit Antibiotika behandelt: Das Mädchen erhielt zehn Tage lang Cefpodoxim. Außerdem bewegte es sich mit Unterarmgehstützen vorwärts, wodurch das obere Sprunggelenk entlastet wurde. Dank dieser doppelten Strategie besserten sich die Symptome.
Nach zwei Wochen war der lokale Druckschmerz verschwunden, das Gehen nicht mehr beeinträchtigt. Sollten die Beschwerden erneut auftreten, will Bachfischer - zusätzlich zur Magnetresonanztomographie - mit der Knochenszintigraphie multifokale Herde ausschließen. Sollte die Größe zunehmen, plant der Orthopäde eine Probeexzision zur bakteriologischen und histologischen Abklärung vorzunehmen.